Karben. Braucht Karben überhaupt eine Renaturierung der Nidda? Ganz grundsätzlich haben Anwohner des Flusses das Millionenprojekt am Dienstagabend in der Sitzung des Stadtplanungsausschusses infrage gestellt. „Ich verstehe nicht, warum das nötig ist“, sagt beispielsweise Erika Frenkel.
Die Seniorin aus Groß-Karben erklärt, sie wohne schon seit 25 Jahren in der Stadt und habe noch nie Hochwasser erlebt. „Warum muss dann so ein Zirkus sein?“ Gewässerökologe Gottfried Lehr warnt: „In Wallernhausen hatten die Anwohner 300 Jahre lang kein Hochwasser.“ Vergangene Woche war der Stadtteil von Nidda überschwemmt worden – mit Millionenschäden.
Die Bürger besser vor Hochwasser zu schützen sei „eine klare Vorgabe der EU“, erinnert Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Daran müssten sich alle Flussanrainer beteiligen: „Wenn jeder nur an sich denkt, ist irgend jemand weiter unten am Fluss der Doofe.“ Peter Hofmann vom Umweltverband BUND stimmt zu: „Renaturierung und Hochwasserschutz sind sinnvoll.“
Wie bei vielen Projekten stören sich aber direkte Anwohner an der Planung. So wie Helga Freyer. Die Seniorin möchte nicht, dass der neue Niddaradweg auf dem zurückverlegten Damm ganz dicht an ihrer Wohnung in der Ramonvillestraße vorbeiläuft. „Dort haben wir jahrelang Lärm von Jugendlichen gehabt – und jetzt wieder!“ Falsch, sagt die städtische Planerin Sylke Radetzky: „Der Radweg ist keine Verweilfläche, da wird es keine Probleme geben.“ Ganz im Gegenteil, erinnert Planer Lehr: Lägen derzeit im Sommer Menschen zum Sonnenbaden fast direkt an der Grundstücksgrenze, böte die Neugestaltung ein solches Areal erst deutlich weiter von den Häusern entfernt.
Den Verkehr habe sie dennoch direkt vor der Tür, sagt Helga Feyer. Nein, entgegnet Planer Lehr: Der Weg verlaufe mehrere Meter entfernt. Die Furcht aber versteht Umweltschützer Hofmann: „Ich empfehle eine Begrünung zwischen Radweg und Grundstücken, um die Privatheit der Anwohner zu gewährleisten.“ Den Wunsch, sagt Bürgermeister Rahn und nickt, „haben wir verstanden.“ (den)