Karben. Viele sind genervt, manche schier verzweifelt, viele aber vor allem dankbar. Die Reaktionen sind vielfältig am Impf-Telefon der Stadt Karben. Die Verwaltung hilft den über 80-Jährigen mit einer Telefon-Hotline dabei, einen Termin für das Impfen zu erhalten. Die Aktion kommt bei den Betroffenen prima an.
»Gestern hat hier eine hochbetagte Frau angerufen und war schier verzweifelt«, berichtet Susanne Schubert. Die Fachdienstleiterin Soziales, Senioren, Jugend, Kultur und Sport ist seit einigen Tagen vor allem mit einem Thema beschäftigt: Den über 80-jährigen Karbenern einen Termin fürs Impfen gegen Corona zu organisieren. Zusammen mit von ihrer normalen Tätigkeit in den städtischen Kindertagesstätten freigestellten 14 Erzieherinnen sitzt sie an der Telefon-Hotline, die die Stadt Karben eingerichtet hat.
»Die Frau hat x-mal versucht, bei der angegebenen Telefonnummer einen Anschluss zu bekommen und ist dauernd in der Warteschleife gelandet. Der Frau konnten wir helfen«, sagt Schubert. Sie und die an diesem Morgen im Einsatz befindliche Claudia Rudolf notieren sich Namen und Adresse der Impfwilligen und registrieren deren Ausweisdaten auf der Plattform der Landesregierung. Das geschieht übers Internet. Eine Möglichkeit, die besonders allein lebende Senioren ohne Kinder oder Enkelkinder nicht haben.
Denn wer dieser Tage versucht, telefonisch einen Impftermin zu erhalten, stößt häufig auf das Besetztzeichen oder landet in einer Warteschleife. »Wir haben auch festgestellt, dass viele Seniorinnen und Senioren den Brief der Landesregierung über das häusliche Impfen gar nicht erhalten haben«, weiß Rudolf von etlichen Anrufern.
Die Frauen am städtischen Impf-Telefon stellen in diesen Tagen viel Frust, Unsicherheit, aber auch Angst fest. »Eine 95-Jährige hat bei uns ganz aufgeregt angerufen, was sie denn jetzt machen soll. Wir haben hier erstmal beruhigend auf sie eingewirkt«, sagt Schubert.
Von dieser weit und breit offenbar einmaligen Aktion der Stadt haben die Senioren durch einen Brief von Bürgermeister Guido Rahn (CDU) erfahren. »Wir haben 250 Briefe pro Tag herausgeschickt, bis wir alle 1400 Senioren über 80 Jahren informiert hatten«, sagt der Bürgermeister, der eine Anregung aus dem Seniorenbeirat für dieses Impf-Telefon aufgenommen hat, wie er sagt. Nun könne die Stadt einen Impftermin organisieren, koordinieren und einen Fahrdienst anbieten.
Von Holger Pegelow