In dieser Woche startet der neue Nachtbus in die Wetterau. Alle sind zufrieden – fast: Die Fahrgäste fordern, dass die Busse schon im Frankfurter Stadtzentrum losfahren sollten.
Bad Vilbel/Karben. Da sind einmal alle miteinander im Reinen. Die Politiker in Bad Vilbel und Karben loben sich dafür, die Fahrgäste finden’s klasse, junge Leute sowieso, die Planer des Nahverkehrs erst recht. Demnach scheinen die Weichen richtig gestellt, dass der Nachtbus in die Wetterau ein Erfolg wird.
„Ein tolles Beispiel für eine interkommunale Zusammenarbeit“ sei das gemeinsame Vorgehen mit Karben, findet Bad Vilbels Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU). Der Nachtbus sei „eine gute Ergänzung fürs ÖPNV-System“.
Verlängern möglich
Als „sehr erfolgversprechend“ stuft Gerhard Muth-Born die neue Linie n33 ein. Er ist Verkehrsplaner beim Zweckverband ZOV, der den Wetterauer Nahverkehr organisiert. Dass es „so pragmatisch geklappt“ habe, lobt er. Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU) findet gut, „dass es so schnell geht“, womit ZOV und RMV überrascht hätten.
Doch er tritt auf die Euphorie-Bremse: „Wohltaten sind ja immer gern gesehen“, findet Rahn, doch koste die Linie Geld und mancher sehe das kritisch. „Aber für die Zielgruppe junge Leute tun wir wenig.“ Nun schichte Karben im Etat für den öffentlichen Nahverkehr drei Prozent um für den Nachtbus. Er kostet die Karbener 7200 Euro pro Jahr, Bad Vilbel 9500 Euro, die Frankfurter wegen des Halts an der Unfallklinik 1300 Euro. Den Rest 12 500 Euro zu Gesamtkosten von 30 600 Euro schießt der RMV zu. Fahren wird das Burg-Gräfenröder Unternehmen Eberwein, das auch den Karbener Stadtbus betreibt.
Es habe sich in der Ausschreibung mit dem günstigsten und besten Angebot durchgesetzt, berichtet Jörg Frank. Vor allem jedoch könne Eberwein Busse mit Videoüberwachung einsetzen, die dem Fahrer wie auch den Fahrgäste mehr Sicherheit böten. „Vorbildlich“ sei das, lobt der Erste Stadtrat.
Die Linie soll zunächst zwei Jahre lang fahren. Eine feste Vorgabe, wie viele Fahrgäste mitfahren müssen, damit sie sich lohnt, gebe es nicht, sagt Jörg Frank. „Das wird eine politische Bewertung.“ Und Bürgermeister Rahn sagt: „Wenn das Angebot angenommen wird, fahren wir weiter.“
Mit dem Nachtbus wird die letzte Lücke im Nachtbusnetz Rhein-Main geschlossen. „Diese Linie ist längst überfällig“, sagt Jürgen Priem, Sprecher des Fahrgastbeirates Wetterau. „Das ist auch ein Beitrag zur Verkehrssicherheit“.
Umsteigen unbequem
Allerdings sieht Jürgen Priem den RMV stärker in der Pflicht: Er müsse mehr zahlen, ersetze der Nachtbus doch die S-Bahn 6. Und eine Verlängerung des Nachtbusses nach Wöllstadt, Friedberg und Bad Nauheim sei ebenfalls dringend nötig.
Nicht nur: „Die Anbindung an den Nachtbusknoten Konstablerwache ist elementar“, fordert Jürgen Priem, dass die Busse nicht bloß an der Friedberger Warte abfahren. Ab „Konsti“ fahren die jeweils ersten Busse aus Kapazitätsgründen nur in vier Nächten: Silvester, zweimal beim Museumsuferfest und bei der Nacht der Clubs. „Nicht sehr bequem“ sei, dass die Fahrgäste sonst mit dem Bus n32 erst zur Friedberger Warte fahren und dort umsteigen müssten, sagt Priem.
Dem widerspricht Planer Muth-Born: „Der Anschluss ist garantiert, der Wetterauer Nachtbus wird immer warten.“ Der Umstieg sei „am gleichen Bordstein eine bequeme Sache“, wirbt auch Klaus Linek, Sprecher der Frankfurter Nahverkehrsorganisation Traffiq für die Lösung. Ein Verlängern des n33-Busses bis zur Konstablerwache hätte vor allem die Kosten stark erhöht: Dann müsste ein zweites Fahrzeug eingesetzt werden. Nun habe man „ein vernünftiges Kosten-Nutzen-Verhältnis“, findet Planer Muth-Born. „Eine gute Lösung bei einer Linie, die man startet.“ (den)