Bad Vilbel. Zuerst wollte „Annette“ nicht anspringen. Doch nachdem der Außenbordmotor lief, absolvierte sie ihre Jungfernfahrt mit Bravour. Unter Bootsmann Stefan Herbst und Maat Nico Jakob glitt das neue Rettungsboot der Dortelweiler Freiwilligen Feuerwehr elegant über die Nidda.
An der Brücke zum Sportplatz ließ die Einsatzabteilung die neue „Kollegin“ erstmals zu Wasser. Und als „Annette“ mit ihren Passagieren nach einigen Minuten wohlbehütet wieder am Ufer anlegte, applaudierten nicht nur Feuerwehrleute, sondern auch etwa 100 Dortelweiler, die sich das Schifffahrt-Spektakel nicht entgehen lassen wollten. „Es ist ein Rettungsboot“, wiederholte Wehrführer Michael Jeckel hartnäckig. „Auch wenn die Feuerwehr löscht, ist ein Boot der Feuerwehr nicht automatisch ein Löschboot.“ Dennoch ließen sich einige Zuschauer von dieser Bezeichnung nicht abbringen, obwohl es vor allem zur Rettung von Menschen und Tieren eingesetzt werden soll.
Auch wenn das Kanufahren auf der Nidda im Bereich Dortelweil verboten ist, paddelten dort immer wieder Freizeitkapitäne und gerieten nicht selten in Seenot. Auch Kinder seien schon gerettet worden, sogar in den Fluss gefallene Schafe und Kühe. Schließlich sei auch schon eine Leiche geborgen worden, was ohne Boot kaum möglich sei. Komme es zu einer Verunreinigung des Flusses, könnten mit dem Boot Ölsperren gesetzt werden. „Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. So ein Boot erweist sich öfter als nützlich als man denkt“, sagte der Wehrführer. Es könne auch gute Dienste beim Zeltlager der Jugendfeuerwehr leisten – freilich nicht in der für Freizeitpaddler gesperrten Nidda.
Neben der Feuerwehr Kernstadt verfügte Dortelweil seit Jahren über ein Boot. Als es kaputt ging, wurde nie Ersatz beschafft. Im Vorjahr stellte der Feuerwehrverein unter Vorsitz von Horst Klingenhöfer jedoch auf Wunsch der Wehr 772 Euro für ein neues vier Meter langes und 1,60 Meter breites Boot der Marke Zodiac zur Verfügung. Zur Ausrüstung gehören auch Schwimmwesten, ein Wurfanker und Paddel, die aber nur zum Einsatz kommen, wenn der 6-PS-Yamaha-Motor, der noch vom alten Boot stammt, streikt. Fast hätte man sie bei der Jungfernfahrt schon gebraucht, denn die Maschine wollte nicht gleich anspringen. Doch mit vereinten Kräften setzten die Feuerwehrmänner das Wassergefährt in Bewegung. Dazu kaufte der Feuerwehrverein einen gebrauchten Trailer für 180 Euro. In Eigenleistung restaurierten die Einsatzkräfte das Fahrgestell. Die Firma Reith Karosseriebau griff den Kapitänen unter die Arme, als sie die Spritzarbeiten übernahm. Instandsetzungs- und Beleuchtungsmaterial hat die Stadt Bad Vilbel beigesteuert. „Da es auf dem Trailer bleiben kann, ist es jederzeit rasch einsetzbar“, erklärt Vize-Wehrführer Christoph Fritsch.