Zwei Büdesheimer Jungs »fischen« Metallschrott aus der Nidder
Schöneck. Nach »coolen Videos auf You Tube« über das Magnetfischen beschlossen Timo Zaiß (15) und sein gleichaltriger Freund Sebastian Hüfner, sich im immer beliebter werdenden Freizeitvergnügen zu üben. Es geht darum, mit einem speziellen Bergemagneten, der an einem etwa vier Meter langen Seil befestigt ist, Gegenstände aus Gewässern zu fischen.
Seit vergangenen Sommer verwenden beide Magnete mit bis zu 650 Kilogramm Zugkraft sowie einen Enterhaken. Zum Equipment der Büdesheimer Jugendlichen zählen auch Handschuhe und ein Eimer. Aufgrund der großen Zugkräfte befestigen sie die Seile an Bäumen und Brücken.
»Zwei Fahrräder, drei Tretroller und eine vier Meter lange Stange haben wir bisher aus der Nidder gezogen sowie mindestens 20 weitere Stangen«, sagt Timo. Auch eine Geldkassette »mit sehr viel Schlamm als Inhalt« gehört zu ihren Fundstücken.
Die Fundsachen bringen die Jungs zum Wertstoffhof nach Kilianstädten. »Das Ungewöhnlichste, das wir bisher bergen konnten, war ein Automotor«, sagt Timo. »Manchmal verkanten sich Gegenstände, die der Magnet angezogen hat, an Steinen. Wir merken uns dann den Standort und versuchen erneut, die Gegenstände zu bergen«, erklärt Sebastian.
Die Faszination beim Magnetfischen liegt für sie in der Abenteuerlust. Man spüre, dass man etwas »an der Angel« habe, wisse aber nicht, was es sei. Ihre Freizeitbeschäftigung sehen sie auch als Naturschutzarbeit. Magnetfischen finde zumeist in einer Wassertiefe von bis zu drei Metern statt. Doch manchmal sehen Timo und Sebastian auch vom Ufer aus Dinge aus dem Wasser ragen, die ihre Aufmerksamkeit erregen, wie einen Einkaufswagen.
»Gefährlich würde es dann, wenn wir etwas Explosives wie eine Bombe herausziehen würden. Doch alte Weltkriegsbomben finden sich eher in Gewässern in der Nähe von Städten, wie Hanau oder Frankfurt«, sagt Timo. Sehr gefährlich sei Magnetfischen auch bei Hochwasser. Timo erklärt, dass er sich vorstellen kann, Magnetfischen im Gewässer mit Gummistiefeln auszuüben.
Thomas Müllner, Vorsitzender des Angelvereins (AV) Büdesheim verweist auf brusthohe Watthosen, die die Angler für Arbeitsdienste tragen. Die Jungs könnten sich diese bei gegebenem Anlass ausleihen. Den Motor, sagt Müllner, könne man gemeinsam aus dem Wasser ziehen, benötige jedoch ab dem Uferbereich die Unterstützung der Gemeinde.
Mathias Laufer, Leiter des Fachbereichs Bürgerservice und Ordnungswesen, verweist auf die Ausrüstung, über die der Bauhof verfügt. »Wir sind euch dankbar, dass ihr die Sachen findet, die der Umwelt dann nicht mehr schaden. Bei größeren Mengen reicht eine kurze Information an die Gemeinde. Die Gegenstände werden dann vom Bauhof abgeholt«, sagt Laufer.
Stefan Metzger, zweiter Gewässerwart des Angelvereins Büdesheim stellte den Kontakt zwischen dem Angelverein und den Jungs her. Er bemerkte die beiden an einer Brücke in Kilianstädten, wo sie mit Schnüren angelten und sprach sie an. »Mit der Menge, die die Jungs aus dem Gewässer holen, tun wir uns schwer. Doch Gewässersäuberung ist auch für uns eine wichtige Aufgabe bei den Arbeitsdiensten«, sagt Metzger. Müllner ergänzt, dass der Angelverein von der Eisenbahnbrücke in der Gemarkung Windecken bis hin zur Fußgängerbrücke am Talacker zwischen Büdesheim und Kilianstädten, insgesamt knapp fünf Kilometer Gewässerstrecke bewirtschaftet. Laut Müllner wurde der AV 1924 von den Angelsportfreunden in Frankfurt-Bockenheim gegründet. Aktuell sind mehr als 40 Angler im Verein aktiv. Sie fischen an einem Altarm gegenüber der Philippi-Mühle, der in Kürze umgelegt werden soll, weil die Gemeinde eine Wehrumgehung plant. Am Wehr soll eine Aufstiegshilfe für Fische voraussichtlich noch dieses Jahr im Herbst installiert werden.