Sehr geehrter Herr Wittstock,
mit großem Erstaunen nehme ich zur Kenntnis, dass Sie sich über mangelnde Kommunikation mit den Entscheidungsträgern der Stadt Bad Vilbel beklagen. Mit noch größerem Erstaunen nehme ich allerdings zur Kenntnis, dass Sie sich an den Ministerpräsidenten Koch gewandt haben, in Hoffnung er könne demokratisch gewählten Stadtverordneten irgendeine Handlungsanweisung geben.
Tatsache ist doch Folgendes: Es gab eine öffentliche Bürgeranhörung im Rahmen des Beschlussverfahrens zum Aufstellungsbeschluss. Bürgermeister Dr. T. Stöhr leitete diese Versammlung und nahm all Ihre Bedenken und Anregungen entgegen und diskutierte auch mit Ihnen hierüber.
Im vergangenen Monat trafen Sie sich mit den Entscheidungsträgern dieser Stadt, nämlich unseren Stadtverordneten, zu einer Besprechung. Bereits am 27. Februar 2008 fand ein Gespräch mit Ihnen und unserem Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr, sowie dem Ortsvorsteher Klaus Peter Schulz im Rathaus statt. Darüber hinaus führen Sie, nach meinem Kenntnisstand, seit geraumer Zeit Einzelgespräche mit diversen Stadtverordneten. Seit Monaten ist der Ortsbeirat Heilsberg und deren gewählte Mitglieder mit dem Thema „Amiwiese“ befasst. Eine „demokratische Unkultur“ zu beklagen ist deshalb vollkommen absurd. Vielmehr muss ich an Ihrem demokratischen Verständnis zweifeln, wenn Sie den Ministerpräsidenten Koch um Mithilfe bitten. Was bitte soll der Ministerpräsident tun? Anweisungen an souveräne Stadtverordnete und Ortsbeiräte geben? Entspricht dies Ihrem demokratischen Selbstverständnis?
Und zu guter Letzt gestatten Sie mir noch zwei kleine Anmerkungen hinsichtlich der Einbindung von Kindern in aktuelle politische Ereignisse und zu Ihrem „seriösen Angebot“, die „Amiwiese“ kaufen zu wollen.
Bisher war es unter verantwortungsbewussten Menschen „common sense“, aktuelle Politik und Ähnliches aus Kindergärten und Schulen fernzuhalten – dies übrigens aus gutem Grund. Das Gegenteil hiervon hat aber Ihre BI bisher getan. Nun planen Sie ein Kinderfest auf der Amiwiese. Ok – schön, wunderbar, nur ich frage mich, warum Sie dies nicht schon in den letzten 15 Jahren organisiert haben. Ich persönlich kann die Instrumentalisierung von Kindern für rein egoistische Ziele nicht gutheißen. Dies ist in meinen Augen verwerflich.
Lassen Sie uns jetzt aber einmal Ihr vermeintlich „seriöses Angebot“ genauer betrachten. Die Amiwiese wurde nach meinem Wissen im Jahre 1993 von der Bundesverwaltung erworben. Der Kaufpreis betrug damals zirka 500 000 Euro. Seit dieser Zeit trägt somit die Stadt Bad Vilbel und somit letztlich deren Bürger die Zins- und Zinseszinslast dieser Summe. Nur um den Anschein der Seriosität zu wahren, hätten Sie der Stadt Bad Vilbel somit eine Summe von über eine Millionen Euro anbieten müssen. Tatsache ist aber, dass Sie und Ihre Mitstreiter aus der „Amisiedlung“ bereits bei Erwerb Ihrer Immobilien wussten, dass die sogenannte Amiwiese von der Stadt als Bauland von der Bundesverwaltung erworben wurde. Bauland, Herr Wittstock, wird aber zu einem vollkommen anderen Preis gehandelt. Ich unterstelle, dass Ihnen dieser Sachverhalt sehr wohl bekannt ist. Insofern relativiert sich, selbst bei einem Angebot von einer Million Euro, die vermeintliche Seriosität Ihres Angebotes sehr schnell.
Mit freundlichem Gruß,
Peter Gellings,
Vorsitzender CDU Heilsberg