Bad Vilbel. Wenn am kommenden Montag, 30. Juni, ihre Amtszeit als „Chefin“ und Governor der 3334 Rotarier in Hessen ausläuft, sitzt Charlotte Mori (59) aus Bad Vilbel samt Ehemann Dieter unter einer dicken Douglasie im Yellowstone-Nationalpark in den USA und verschnauft von anstrengenden 12 Monaten. „Ich würd’s noch einmal machen“, schmunzelt die 59-Jährige, wissend, dass das nicht geht: „Ämter bei Rotary werden nur auf ein Jahr vergeben – und das ist auch gut so. Der Wechsel bringt Lebendigkeit, neue Ideen und neuen Schwung.“
Langweilig wird es der in Bad Vilbel lebenden Mori sicher nicht: Ab 1. Juli ist sie als erste Frau Sprecherin des Deutschen Governorrates bei Rotary, zu dem die 14 Governor aus Deutschland, aber auch Kollegen aus Österreich, der deutschsprachigen Schweiz und seit 2007/2008 auch Ungarn gehören. In ihrem eigentlichen Job im Hessischen Kultusministerium hat sie sich bis Frühjahr 2009 beurlauben lassen, um ihrem Ehrenamt nachzugehen.
Derzeit weilt die umtriebige, eher zierliche Hessin in Los Angeles, bei der „Convention“ von Rotary International. Dort treffen sich über 500 noch amtierende und künftige Governor aus aller Welt. Dennoch ist es nicht der Welt-Kongress, der sie beeindruckt hat – „sondern die persönliche Begegnung mit unseren Rotariern in Hessen“. Fast allen 3334 hat sie während der 64 Club-Besuche zwischen Kassel und Rüsselsheim persönlich die Hand geschüttelt. Sie hat vielerlei Hilfsprojekte begleitet, die landesweite Berufsinformation „ihrer“ Clubs betreut, einen Austausch mit Chile auf die Beine gestellt, den „Nachwuchs“ gefördert. Dies alles und noch viel mehr auf eine sehr herzliche und persönliche Art, ohne den „Chef zu betonen“, wie es ein Mitglied ihres Beirates formulierte: „Das kann wohl nur eine Frau.“
Mori selbst schaut zurück auf eine „unheimliche Vielfalt der Aktivitäten“ in den Clubs „die ich erleben durfte“, auf gemeinschaftliches Engagement für andere, aber auch zur Freundschaft untereinander. Bei all den Reisen, Ansprachen, Besuchen und Initiativen ist ihr Amtsjahr „im positiven Sinne vorübergerauscht“, ihr positiver Ehrgeiz stimmt sie „wehmütig“, denn eigentlich habe sie sich „noch viel mehr vorgenommen…“. Der Vertreter des Rotary-Weltpräsidenten, Franz Zeidler aus Österreich, tröstete sie jedoch beim Rückblick: „Die Nachfolger in Hessen werden es schwer haben.“ (sam)