Bad Vilbel. Auf großes Interesse stieß die Stadtführung „Die Vilbeler Höhe – die Geschichte der Siedlung Heilsberg“ von Peter Schöttner. Mit ihm tauchten fast 30 Teilnehmer tief in die Historie des 55 Meter über der Kernstadt liegenden Stadtteils ein. „Seine Geschichte ist viel jünger als die der Kernstadt. Sie unterscheidet sich auch in vielem von ihr“, sagte Schöttner.
Seinen Namen erhielt der Stadtteil am 9. Juni 1948, als der evangelische Pfarrer Otto Fricke ein großes Holzkreuz mit der Aufschrift: „Es ist keinem anderen Heil“ errichtete. Die ersten Siedler waren zwölf deutsche Kriegsgefangene aus Ungarn und Rumänien, die am 10. Juli 1946 um acht Uhr auf der Vilbeler Höhe ankamen.
„Sie hatten nichts und hier gab es nichts. Kein Wasser, kein Strom oder Straßen, nur Land und Lehm im Überfluss. Die Stadt endete damals in der Kurt-Moosdorf-Straße.“ Vor dem Ersten Weltkrieg betrieb die Familie Brod in der Alten Frankfurter Straße, dem späteren Gasthaus „Zur Sonne“, das erste Kurhaus der Stadt.
Vor dem Zweiten Weltkrieg diente das Areal der Wehrmacht als Truppenübungsplatz und der Bevölkerung als Freizeitgelände. Nach 1945 nutzte die Frankfurter US-Garnison das Gebiet als Exerzierplatz für ihre Soldaten.
1946 stellten die Amerikaner der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Stadt Bad Vilbel das Gelände für eine neue kirchliche Siedlung zur Verfügung. Es entstanden mit der Siedlung Heilsberg und der Sudetenlandsiedlung die beiden größten geschlossenen Siedlungen Bad Vilbels nach 1945. „In der Sudetenlandsiedlung fanden Vertriebene eine neue Heimat, auf der anderen Seite der Alten Frankfurter Straße waren es Flüchtlinge.“
Die Siedler bauten auf großen Grundstücken Einzel- und Doppelhäuser. Da die ersten vier Lehmhäuser nicht stabil waren, baute man Kassettenhäuser. Befüllt wurden die aus alten Stahlträgern geformten, ein Quadratmeter großen Kassetten mit Vilbeler Lehm und Frankfurter Bauschutt.
„Die Ursprungshäuser Am Hang 22 bis 32 waren 48 Quadratmeter groß. Im Erdgeschoss gab es ein Wohnzimmer, eine Küche und ein Bad, im Obergeschoss zwei Mansarden.“ Später kamen in der Friedensstraße 18 bis 40 Buddehäuser, Fertighäuser aus Holzwolleplatten, und mit Steinen gemauerte Häuser hinzu. Ein Reihenhaus kostete nach der Währungsreform rund 10 000 Mark, halbe Doppel- oder Einzelhäuser 20 000 Mark. Trotz Kapitalgutschriften für Arbeitsstunden und günstige Darlehen war die Tilgung für viele Siedler ein großes finanzielles Wagnis. Weitere Stationen des Rundgangs waren die Friedensstraße mit dem Freudenbergpark und der einstige Standort der alten evangelischen Holzkirche.
Die nächste Stadtführung ist dem Thema „Die noble Gesellschaft“ gewidmet und findet am Samstag, 6. August, statt. Treffpunkt ist um 15 Uhr am Brunnen- und Bädermuseum.