Karben. Aus einem Kellerfenster in der Schillerstraße, Ecke Homburger Straße, in Klein-Karben quillt Rauch. Auch im oberen Stockwerk brennt es vermutlich, denn Qualm steigt auch dort zwischen den Rollos in die Luft. Mit Martinshorn-Geheul kommt die Feuerwehr mit einem Einsatzwagen und der Drehleiter angebraust. Was auf den ersten Blick wie ein Ernstfall wirkt, ist ein Übungseinsatz für rund 16 Feuerwehrleute.
„Wäre dies echt, wären schon längst rund fünf Feuerwehrfahrzeuge aus ganz Karben angerückt“, erklärt Vize-Stadtbrandinspektor Christian Becker. „Ein glücklicher Zufall, dass einem unserer Feuerwehrkollegen dieses Haus hier gehört, und er es abreißen möchte“, deutet Becker in den Garten, in dem inzwischen ein Teil des Rollos landet. Zwei Übungsorte haben die angerückten Kräfte zu versorgen. Jeweils im oberen Geschoss und im Keller gibt es Brandherde, zudem sind je zwei Puppen zu bergen.
Alles im Griff
Nach etwa einer halben Stunde haben die vier Feuerwehrleute, die sich um den Keller kümmern, die Situation im Griff. Sie haben beide Puppen geborgen, alle Glutnester mit der Wärmebildkamera überprüft und zwei Gasflaschen hurtig aus dem Gemäuer entfernt.
Wehrführer Markus Rühl ist sichtlich erschöpft. Mit zwei Hosen und dem Atemschutzgerät plus der ganzen Feuerwehrmontur kommen 20 Kilo Gewicht zusammen. Rund 160 Bar an Luft hat er im Keller per Atemschutzgerät verbraucht. „Allein die Puppen wiegen 75 Kilo“, merkt Julia Keil an. Sie notiert die Einzelheiten des Einsatzes für die anschließende Manöverkritik. Und sie ist die einzige Frau vor Ort. „Ich habe noch eine Kollegin im Team, die heute nicht kann“, berichtet sie. Freuen würde sie sich, wenn sich noch weitere weibliche Verstärkung der Truppe anschlösse. In der Zwischenzeit ist auch der obere „Brand“ besiegt, dessen Qualm mit Disko-Rauch erzeugt wurde. Per Seil ziehen die Brandschützer die Wärmebildkamera hinauf, um letzte „Glutnester“ zu orten. Die Drehleiter kann wieder eingezogen werden. Mit dem Korb wurden die Puppen gerettet. Eine Trage, die mit den Einsatzwagen des Rettungsdienstes kompatibel ist, kam hierfür zum Einsatz. „Viele dieser hochtechnisch ausgerüsteten Fahrzeuge gibt es nicht“, erklärt Becker das rund 300 000 Euro teure Gefährt. „Umso wichtiger sind Übungen, damit wir bei Einsätzen gut mit der Technik und als Team funktionieren“, betont er. Über Verstärkung des Teams freuen sich die Brandschützer immer. (ssp)
Kontakt zur Feuerwehr Klein-Karben über Markus Rühl, Telefon: 06039/45528 oder mobil: 0172/6924163