Tochter des letzten Vilbeler Berufsfischers feiert den 100. Geburtstag
Bad Vilbel. Mit einem Jahrhundert sind viele Ereignisse und Geschichten verknüpft. Geschichten aus ihrer Kindheit kann Elise Trinnes, geb. Gilbert, viele erzählen. Die Tochter des letzten Bad Vilbeler Berufsfischers hat am Donnerstag der vorigen Woche ihren 100. Geburtstag gefeiert. Für eine gelungene Überraschung sorgte der Chor der Europäischen Schule Rhein Main in Bad Vilbel.
Tapfer kämpft sie gegen die Freudentränen an, doch als die Kinder aus der vierten und fünften Klasse der Europäischen Schule Rhein Main (ESRM) »Happy Birthday, Frau Trinnes« singen, gibt die Jubilarin auf und wischt sich gerührt über ihre Augen. Im Anschluss überreicht jedes Kind drei gelbe Rosen. Vor kleinerem Publikum, in Person von Direktor Tom Zijlstra, Konrektorin Gitta Lotz, den Leitern der Primarschule Marcus Adams und der Sekundarschule Simon Hanheiser sowie Hansgeorg Jehner von der Humanistischen Stiftung der Schule, erzählt Trinnes Anekdoten aus ihrer Jugendzeit im Wohnzimmer.
Brunnen reinigen
Am 9. Januar 1920 in Bad Vilbel geboren, wuchs sie mit drei Schwestern auf. »Es gab auch einen Zwilling, zwei Brüder, doch einer starb«, sagt sie. Die Jubilarin half schon früh in der elterlichen Landwirtschaft und im Haushalt mit. »Wir hatten einen Brunnen im Haus, den mussten wir als Kinder reinigen«. Als Kräftigste der Kinder fiel ihr beim Schlachten die Aufgabe zu, das Blut zu rühren. Ihre Eltern hielten Kühe, Schweine und Ziegen.
Ihr Vater übte noch bis in die 1940er Jahre die Berufsfischerei aus. Niddafische aus Bad Vilbel wurden in der Kleinmarkthalle in Frankfurt und bis nach Bad Homburg und Bad Nauheim verkauft. »Wo heute der Schützenhofsteg ist, hatten wir Kähne im Wasser liegen«, sagt Trinnes und lacht darüber, was ihr alles in Erinnerung kommt. Zum Beispiel wie sie als Turnerin beim TV Bad Vilbel viele Pokale gewonnen hat.
Arbeitsreiches Leben
Doch sie wird auch ernst. »Ich möchte mein arbeitsreiches Leben nicht noch einmal leben müssen«, sagt die gelernte Schneiderin. Ihr erster Mann Karl Georg Möller fiel in Stalingrad. Nur wenige Tage nach dessen Tod verstarb ihr Vater.
Einige Jahre später, genau am 11. Mai 1954. heiratete die Jubilarin ein zweites Mal, den Leiter des Hopfenkellers der Henninger-Brauerei, Gustav Trinnes. Die aus der Ehe stammende Tochter starb im Februar 2005 mit 50 Jahren an Krebs. »Ich habe Mann und Tochter bisher um 14 Jahre überlebt«, sagt sie.
»Elise Trinnes hat etwas sehr Bemerkenswertes getan. Sie stiftete 500 000 Euro aus Privatvermögen für Stipendien, damit auch bedürftige Kinder die ESRM besuchen können. Die Aula der Schule trägt den Namen Elise-Trinnes-Saal«, sagt der Bad Vilbeler Stadtrat Klaus Minkel (CDU), der es sich nicht nehmen ließ, der Jubilarin persönlich zu gratulieren.
Auch die geplante neue Therme in Bad Vilbel könne nur dank eines privaten Grundstücksverkaufs von Trinnes auf dem zu bebauenden Gelände realisiert werden, hielt der Stadtrat fest.
Zur Erinnerung an den 100. Geburtstag von Trinnes wird im Frühjahr die Elise-Trinnes-Eiche auf dem ESRM-Schulgelände gepflanzt. Für die Zukunft wünscht sich Trinnes einen ruhigen Lebensabend im eigenen Haus, »ohne den amerikanischen Präsidenten in den Nachrichten, der nicht in die politische Landschaft passt«.