In diesen Tagen vor 70 Jahren fielen im damaligen Vilbel 43 Bürger einem Bombenangriff der Alliierten zum Opfer. Das eigentliche Ziel der Angriffe war aber Frankfurt.
Bad Vilbel. Zwar habe es bereits zuvor schon Angriffe auf „Vilbel“ gegeben, „doch der Angriff vom 2. März 1944 war im Hinblick auf menschliche Opfer der schwerste“, sagt Claus-Günther Kunzmann, Vorsitzender des Bad Vilbeler Vereins für Geschichte und Heimatpflege. Er deutet auf Fotos.
Sie zeigen die zerstörten Häuser entlang der Frankfurter Straße – damals „Adolf-Hitler-Straße“ – vom Südbahnhof bis zur Lohstraße. Heinrich Martini, Vilbeler Stadtchronist, hat sämtliche Ereignisse in Verbindung mit dem Luftkrieg dokumentiert und ist später am Aufbau des Museums beteiligt gewesen, sagt Kunzmann. Die Bevölkerung sei mit Aushängen und über Radiodurchsagen vor den Bombenangriffen gewarnt worden.
Aus einem umfangreichen Repertoire an Unterlagen aus der damaligen Zeit zieht Kunzmann ein Dokument der „Bürgermeisterei Vilbel“ vom 2. Februar 1937 hervor. Darin wird unter dem Betreff „Ziviler Luftschutz“ angeordnet, dass etwa „Versammlungen in Theatern, Filmtheatern und Versammlungsräumen“ bei Luftschutz-Alarm zu schließen seien und die Menschen öffentliche Luftschutzräume aufsuchen sollten. Trotz solcher Vorkehrungen wurden am 2. März 1944 Menschen getötet und verletzt. Zudem wurde Vilbeler Architektur und Infrastruktur getroffen. So seien bereits bei einem Bombenangriff am 4. Februar 1944 das Klärbecken und das Schwimmbad zerstört worden, so Kunzmann. Beim Angriff am 2. März wurde der Südbahnhof in Trümmer gelegt.
Zwar hätten Bahnlinien wie die der Main-Weser-Bahn zu den Zielen der Alliierten gehört, so Kunzmann. Doch er vertritt die Auffassung, dass Vilbel weniger als eigenes Ziel, sondern vor allem wegen der Nähe zu Frankfurt bombardiert wurde.
So wird in dem „Bericht über die Taktik der Mission“ (Original: „Tactical Mission Report“) der amerikanischen Luftwaffe als Angriffsziel für den 2. März 1944 Frankfurt und dort vor allem die Firma Alfred Teves GmbH aufgeführt; zudem werden weitere Ziele genannt, etwa der Flughafen Chartres in Frankreich. Von den knapp 500 Flugzeugen, die an diesem Tag aus England starteten, flogen zwei Drittel Richtung Frankfurt. „Um die Mittagsstunde zog ein starkes Schneegestöber über die Wetterau“, notierte Martini. Es habe gedonnert und geblitzt, die Straßen seien menschenleer gewesen, „denn es war Alarm, und feindliche Flieger brummten über der geschlossenen Wolkendecke“, schrieb der Zeitzeuge Martini.
Das Ziel präzise auszumachen, sei unter diesen Bedingungen schwierig gewesen, „zumal die Flugzeuge nicht solche Präzisionsgeräte hatten wie heute“, gibt Kunzmann zu bedenken. „Die Flieger haben sich im Zielgebiet befunden und ihre Bomben ausgeklinkt“, davon ist er überzeugt.
Die 43 Toten des Bombenangriffs sind auf dem Friedhof Lohstraße beerdigt. An jenem Ort unterhalb der Trauerhalle, an dem auch den Opfern weiterer Kriege gedacht wird.
Die offizielle Gedenkfeier fällt wegen krankheitsbedingter Personalengpässe in diesem Jahr aus. Für den nächsten Gedenktag in fünf Jahren ist sie jedoch fest eingeplant.