Es ist ein trüber, nasskalter Novemberabend. Nicht überall. In der Frankfurter Festhalle ist es warm und die Stimmung aufgeheizt. Alle warten auf den Auftritt von Xavier Naidoo und seiner Band. Dann: Der Star betritt die Bühne. Der Vorhang fällt. In den folgenden über zwei Stunden ist Begeisterung im Zuhören und Mitsingen angesagt. Faszination Musik pur. Natürlich nicht gratis. (Aber man gönnt sich ja sonst nichts). Dazu die Texte. In Deutsch. Also verständlich: „Alles kann besser werden. Holen wir uns den Himmel auf Erden.“ Und kaum einer singt bei der eingängigen Wiederholungszeile nicht mit. Was habe ich da eigentlich mitgesungen ? – frage ich mich später. Wieder nüchtern geworden. Ja, ja: „Alles kann besser werden.“ Aber ist das wirklich möglich, wenn es da weiter heißt: „Holen wir uns den Himmel auf Erden“? Da habe ich dann doch meine Zweifel. Gottlob, denke ich, den ADVENT, also das Kommen des Himmels auf Erden, hat ein anderer schon längst für alle in Bewegung gebracht. In der nun beginnenden Adventszeit bereiten wir uns innerlich auf Weihnachten vor: Gottes Kommen auf die Erde. In Bethlehem damals. Im Herzen eines jeden Einzelnen heute.
„Alles wird besser werden. Wir holen uns den Himmel auf Erden.“ Ja, so kann der Song von Bruder Xavier für mich wieder stimmen. Durch Erinnern und Glauben an den Menschen- und Gottessohn kann ich den Himmel auf die Erde holen. Mit heilsamen Folgen. Das ist schon merkwürdig: Ein Hitsong unserer Tage kann zu einem modernen Adventslied werden. Warum auch nicht. Jedenfalls lohnt es, die Botschaft, verpackt in hinreißender Musik, mit der Advents- und Weihnachtszeit in eine Verbindung zu bringen. Singen wir doch die alten und neuen Lieder mit. Das alte braucht sich dabei wirklich nicht verstecken: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit. Es kommt der Herr der Herrlichkeit.“
Pfarrer Matthias Gärtner,
Ev. Kirchengemeinde Dortelweil