Die Videoüberwachung für die Bahnhöfe Bad Vilbel und Karben ist nun offiziell gestartet. Zuletzt wurde in Karben alles fertig installiert. Die Stadtpolizei spürt schon die ersten Effekte.
Karben/Bad Vilbel. Mit einem Schwung biegt der Radfahrer die Rampe hinunter in die Unterführung des Bahnhofs Groß-Karben ein. Aus der Helligkeit ins Dunkel kommend erkennen seine Augen nicht, wer da in der Mitte des Tunnels steht. Als er bis auf fünf Meter herangekommen ist, bemerkt er die Uniform. Der Radfahrer stoppt, steigt hurtig vom Drahtesel. Der Uniformierte lächelt ihn an und sagt nur: „Vielen Dank.“
Hier unten sieht Uwe Axtmann, Chef der Stadtpolizei, gerade nach dem Rechten. Wenn er und seine Kollegen einmal nicht hier stehen, sollte sich auf dem Areal des Bahnhofs aber niemand unbeobachtet fühlen: Seit Mitte September wirft die Polizei per Videokamera beständig prüfende Blicke in den Tunnel, auf den Park+Ride-Parkplatz und die Fahrradabstellanlage.
Gegen Vandalismus
Jeweils drei Kameras wurden am Nordbahnhof Bad Vilbel sowie am Karbener „Hauptbahnhof“ installiert. Die Bilder sind in der Bad Vilbeler Polizeistation live zu sehen für den jeweils Diensthabenden. Entdeckt er Verdächtiges, kann er sofort eine Streife hinschicken. In Karben geht das mitunter blitzschnell: Im Bahnhofsgebäude sitzen ein „Schutzmann vor Ort“ der Polizei sowie die fünf Außendienstler der Stadtpolizei. „Ein Anruf und wir können da sein“, sagt Axtmann.
Unbescholtenen Fahrgästen dürfte das ein gutes Gefühl geben. „Das subjektive Sicherheitsgefühl ist auch wichtig“, sagt der Sprecher der Wetterauer Polizei, Jörg Reinemer. Für die Ordnungshüter seien aber die schnellen Zugriffsmöglichkeiten elementar – und die Abschreckung dadurch. „Der präventive Bereich ist natürlich nicht messbar.“ Wobei Stadtpolizeichef Axtmann schon einen Effekt bemerkt: „Seitdem die Kameras da sind, haben wir hier praktisch keine Vorfälle mehr.“ Vor allem aufgebrochene Autos nervten seit Jahren die Pendler. Ebenso wurden immer wieder Fahrräder gestohlen. Hinzu kam Vandalismus: „Die Glasscheiben des Buswartehäuschens sind immer wieder zerstört worden“, seufzt Uwe Axtmann.
Warum aber können die Karbener Stadtpolizisten nicht ebenfalls die Livebilder sehen? „Eine kommunale Ordnungsbehörde darf das nur, wenn wir permanent Straftaten haben“, erklärt der Stadtpolizeichef, etwa eine offene Drogenszene. „Hier passiert aber nicht laufend etwas“, obwohl der Bahnhof aufgrund der hohen Fallzahlen schon ein Kriminalitätsschwerpunkt sei.
Mit dem Hauptziel Prävention sei die Überwachung aber nur der Polizei erlaubt, erklärt Axtmann. Präventiv wirkt die Anlage, weil die Ermittler Täter nicht nur live ausfindig machen können. „Außerdem werden die Daten für kurze Zeit gespeichert, so dass wir bei Verdacht darauf zugreifen können“, erklärt Jörg Reinemer. Im Visier haben die Ermittler nicht bloß Taten im Bahnhofsumfeld, sondern in der ganzen Stadt, etwa Wohnungseinbrüche. „Viele Täter kommen mit der S-Bahn oder fahren mit ihr weg.“ Das sei die weniger angenehme Seite der Nähe zu Frankfurt.
Eine Übertragung in die Büroräume am Bahnhof bringe aber auch faktisch nichts, findet der Chef der Stadtpolizei: Dort seien die Mitarbeiter mit Büroarbeit beschäftigt. Und bis zu 80Prozent ihrer Arbeitszeit seien die Stadtpolizisten im Außendienst tätig: Tempokontrollen, Parkplatzüberwachung und Sicherheitsdienst. (den)