Bad Vilbel. Obwohl in Gießen geboren, zählt sich Paul Zeiher „zu den wenigen echten Vilbelern“. Dies bestätigten die vielen Gratulanten, die sich an seinem 90. Geburtstag in der Bergstraße die Klinke in die Hand gaben.
„Kurz nach meiner Geburt sind meine Eltern aus Gießen zurück ins Elternhaus, in die Frankfurter Straße 5, gezogen. Ich bin da aufgewachsen, war ein leidenschaftlicher Fußballer beim Verein Phönix Vilbel, habe hier die Volksschule besucht, meinem Abschluss gemacht, danach eine Lehre und später meinen Gesellenbrief als Schriftsetzer bei der Frankfurter Druckerei Klimm. Sein Chef – „er war kein Nazi und bekam keine Aufträge“ – musste ihn 1937 wegen Arbeitsmangel entlassen. Da Paul Zeiher noch keinen Wehr- oder Arbeitsdienst geleistet hatte, fand er keine neue Stelle und schlug sich mit schlecht bezahlten Jobs durch. Ein Jahr später fand er bei der Druckerei Friedrich Schneider, in der Mainzer Landstraße eine Anstellung.
„Im April 1938 wurde ich zum Arbeitsdienst für sieben Monate nach Kassel-Herleshausen verpflichtet. Verdient habe ich damals 25 Pfennig pro Tag“. Inzwischen war sein Arbeitsplatz in Frankfurt besetzt und er musste vier Wochen lang mit dem Arbeitsamt kämpfen, bis er wieder bei seinem Chef anfangen durfte. Zur Marine rückte er am 1. April 1939 ein, wurde Funker, „weil ich später als Schiffsfunker bei Hapag Lloyd anheuern wollte, um die Welt kennen zulernen.“ Nach der Ausbildung in Stralsund und Flensburg und Dienst an mehreren anderen Standorten in Deutschland wurde Paul Zeiher nach Italien versetzt. „Dort habe ich das ganze Land vom Brenner bis an die Südspitze von Sizilien kennengelernt.“
Das Kriegsende erlebte er als Funker auf der Seiser Alm und ging freiwillig in Kriegsgefangenschaft nach Rimini.
Im Oktober 1945 entlassen fand er als gefragter Hand- und Linotype-Maschinensetzer im Bad Vilbeler Druck- und Verlagshaus eine Anstellung. Dort blieb Paul Zeiher bis er 1980 mit 63 Jahren in Rente ging. Weitere sieben Jahre war er halbtags als Korrektor des Bad Vilbeler Anzeigers tätig, dem er bis heute als Freund und Leser verbunden blieb.
1948 hatte Paul Zeiher Paula Büttner geheiratet, mit der er 1949 ins Elternhaus seiner Frau, in die Bergstraße zog. Er pflanzte auf einem 1980 erworbenen Grundstück im Wingert 60 Obstbäume an, die dank der guten Pflege bis heute beste Erträge bringen. „Im letzten Jahr habe ich alle Bäume noch selbst ausgeschnitten, mal sehen wie es im nächsten sein wird.“ (fau)