Bad Vilbel. Wer an die Sicherheit bei Großveranstaltungen denkt, hat gewiss auch Terroranschläge im Kopf. Doch das Thema ist breiter gefächert. Es geht auch um Fluchtwege, medizinische Notfälle oder Zu- und Abfahrtswegen von Feuerwehr und Notarzt. All das will genau geplant sein, schon gar bei einer solch großen Veranstaltung wie dem Hessentag. Die Stadt Bad Vilbel hat dafür einen externen Sicherheitsexperten engagiert.
Mit großen Besucherströmen kennt sich Olaf Danner bestens aus. Er hat das Sicherheitskonzept für die Canstätter Wasen erarbeitet, außer dem Oktoberfest das größte Fest in Süddeutschland. Ebenso das für die Feiern zur Deutschen Einheit. Es ist noch gar nicht so lange her, da haben ihn seine Dienstreisen nach Kiel geführt. Denn Danner hat die Großveranstaltung der Einheitsfeiern im Auftrag der Landesregierung Schleswig-Holstein betreut.
Danner und seine Firma, die Pool Group, kennen sich bestens aus mit Großveranstaltungen. Wie Danner sagt, hat er auch schon die Sicherheitskonzepte für die Einheitsfeiern 2017 in Mainz und 2015 in Frankfurt erarbeitet. Zwei Jahre zuvor das für die Feiern in seiner Heimatstadt Stuttgart. 1,2 Millionen Besucher seien dort gewesen.
Nun also führen ihn seine regelmäßigen Fahrten in die Hessentagsstadt 2020 nach Bad Vilbel. Denn die Stadt hat ihn nach einer Ausschreibung mit der Erarbeitung des Sicherheitskonzeptes beauftragt.
Unfallhilfestellen
»Ich bin das aber nicht alleine«, wehrt der 55-Jährige den Gedanken ab, hier sei ein Solist am Werk. Vielmehr werde das Konzept zusammen mit der Stadt, den Vereinen, der Landesregierung, der Bundeswehr, Firmen, der Feuerwehr, dem DRK und auch mit Anwohnern geplant. Da gibt es also viel zu koordinieren. »Wir tragen natürlich bestimmte Parameter der Sicherheit mit uns im Kopf herum«, sagt der Experte, der seit Januar 2019 in Diensten der Stadt steht. Es gehe beispielsweise um Flucht- und Rettungswege. Was passiert, wenn ein medizinischer Notfall eintritt, also einer der Hessentagsbesucher einen Herzinfarkt erleidet oder schwer stürzt? »Da müssen die Flucht- und Rettungswege so organisiert sein, dass die Hilfeleistung innerhalb der gesetzlichen Frist möglich ist«, sagt Danner.
Dabei ist es keinesfalls so, dass der Experte selber alles erarbeitet. Vielmehr erhält er von der Stadt einen Plan, wie sie sich die Flucht- und Rettungswege vorstellt und gibt dann dazu seine Bedenken zu Protokoll. »Ist es eventuell sinnvoll, das Festzelt um 90 Grad zu drehen?« fragt er im Arbeitskreis, der alle 14 Tage tagt.
Einmal pro Woche ist Danner in Bad Vilbel, um Gespräche zu führen, aber auch, um sich ein Bild von den Örtlichkeiten zu machen. Als Sicherheitsexperte fände er es sinnvoll, dass die Hessentagsarena außerhalb aufgebaut wird«. Dort könnten Unfallhilfestellen eingerichtet werden. »Wir haben überlegt, wo wir entsprechende Container sinnvoll platzieren können.«
Risiken abschätzen
Seine Aufgabe sei, die Risiken dessen abzuschätzen, was Stadt, Vereine und Verbände organisieren. Danner nennt ein Beispiel: Die Verwendung von Flüssiggas an den Imbissständen. »Wir überlegen, ob wir nicht lieber mit Strom arbeiten. Aber dafür müssen die Voraussetzungen gegeben sein.«
Zum Sicherheitskonzept gehörten auch Fragen wie etwa, wo Rollstuhlfahrer barrierefrei fahren könnten und Menschen mit Rollator und Krücken ohne Gefahr die Veranstaltungen und Stände erreichen können. Angesichts der Größe der Hessentagsveranstaltung sei die gesamte Veranstaltungsfläche in Sektoren eingeteilt und dazu für jeden Sektor Pläne erstellt worden. Es werde versucht, den Publikumsandrang zu berechnen, etwa bei den Veranstaltungen in der Hessentagsarena. Dabei spiele auch der Wochentag eine Rolle. »Montags ist weniger los als an Feiertagen und Wochenenden.«
Für den Parcours »Der Natur auf der Spur« gelte es, die Engstellen zu berücksichtigen. Solche offenen Bereiche sind für den Sicherheitsberater logischerweise aber stets schwieriger zu kalkulieren als Veranstaltungen in der Hessentagsarena, wo man anhand der verkauften Ticketanzahl die Zahl der Gäste wisse. Letztlich gehe es natürlich auch um die Verhinderung von Terroranschlägen. »Ohne Betonbarriere wird es sicher nicht gehen, sie sind ja derzeit Stand der Sicherheit«, sagt Danner. Derzeit seien aber noch Überlegungen über Zufahrtssperren im Gange. Eigentlich, sagt der Experte, gebe es ja nicht »das eine« Sicherheitskonzept. Vielmehr griffen mehrere Konzepte ineinander wie ein Sanitätskonzept, ein Verkehrskonzept oder ein Kommunikationskonzept.
Für die Arbeitsgruppen im Rathaus und für den Sicherheitsexperten gibt’s noch viel zu tun. Schon bald will Danner die Schlagzahl erhöhen: »Dann bin ich ganz häufig in Bad Vilbel.«
Erfahrendes Unternehmen
Olaf Danner ist bei der Firma Pool Group angestellt. Sie gehört nach eigenen Angaben zu den führenden Event-Production-Companies in Europa in den Bereichen Veranstaltungsproduktion, Event-Fachplanung und technischen Support. Die Kunden kämen aus der Wirtschaft und der Industrie, aus Politik und Gesellschaft sowie aus Show und Unterhaltung. Die Firma besteht seit mittlerweile 40 Jahren und beschäftigt heute 140 Mitarbeiter an vier Standorten. (pe)