Bad Vilbel. Caterer, Techniker, Künstler, Hotels. Die Liste der Berufsgruppen, die durch abgesagte Veranstaltungen während der Corona-Pandemie leiden, ließe sich lange weiterführen. Eine »Nacht der Lichter« machte am Montagabend deutschlandweit sowie auch in Bad Vilbel darauf aufmerksam.
Es sind viele Branchen, die das Corona-Virus brutal erwischt hat. Doch während beispielsweise Gastronomen langsam ruhiger atmen können, stecken die Betriebe der Veranstaltungswirtschaft weiterhin in einer enormen Krise. »Im Prinzip weiß ich derzeit nicht, ob ich bis zum nächsten Frühjahr überhaupt wieder etwas einnehme«, erläutert Daniel Schneider und blickt betrübt auf all die Scheinwerfer, Metallstreben, Kisten, Plakate und Kabel in seiner Lagerhalle. »Ich stehe seit 1985 als Techniker hinter Bühnen, Licht- und Tonpulten und betreue Veranstaltungen«, sagt er.
Vor rund zwei Jahren hat sich der Vilbeler selbstständig gemacht, eine große Lagerhalle im Gewerbegebiet gemietet und konnte sich voll und ganz seiner Berufung, wie er es nennt, verschreiben. Doch, wie angedeutet, ist die Situation derzeit mehr als verzwickt:
»Ich habe Soforthilfe bekommen, damit ich meine Betriebskosten decken kann, aber mehr eben auch nicht«, so der Veranstaltungstechniker. »Damit will ich mich nicht beschweren, dass ich momentan keinen Reichtumszuwachs habe. Aber ich muss ja auch privat Kosten decken, beispielsweise meine Miete.« An dieser Stelle würden sich er und zahlreiche seiner Kollegen vom Staat im Stich gelassen fühlen. »Ich kann mich ja nicht selbst in Kurzarbeit schicken, die Kosten laufen weiter. Das geht momentan Millionen Leuten in Deutschland so.«
Aus diesem Grund haben sich deutschlandweit Veranstaltungstechniker, Spielstätten und auch sonst alle Personen, die unter den ausfallenden Events leiden, die »Night of Light« (Nacht der Lichter) überlegt. Am Montagabend haben sie in der gesamten Republik rund 5500 Gebäude rot angestrahlt.
40 Scheinwerfer
So wurde in Bad Vilbel. mit rund 40 Scheinwerfern das Alte Rathaus in rotes Licht getaucht. Außerdem hat Schneider ein Plakat aufgestellt, auf der die Aktion für Passanten erklärt wurde und er war auch selbst den ganzen Abend vor Ort. Ihm gehe es bei der Aktion nicht darum, die Veranstalter, die ihre Events wegen Corona abgesagt haben, zu beschuldigen: »Es ist schon klar, dass wegen des Virus nichts stattfinden kann. Was der Branche momentan zu schaffen macht, ist eher das Fehlen eines Fahrplans oder genauer Regulierungen, wie es in der Gastronomie der Fall ist.«
»Wir vermissen eine Ansage der Regierung, ab wann welche Veranstaltungen wieder laufen können. Dass das Virus unberechenbar ist und dieser Plan nicht in Stein gemeißelt werden kann, ist klar. Aber es würde etwas Sicherheit bringen.«
Daniel Schneider hofft nun auf die ein oder andere kleinere Veranstaltung im Freien und auf weitere Soforthilfen der Regierung sowie natürlich eine weitere Verbesserung der Corona-Situation. »Ich halte sonst höchstens noch bis nächsten Sommer durch«, befürchtet der Eventtechniker. Neben dem Rathaus wurde auch die Wasserburg beleuchtet – und hier ist die Aktion von der Crew, die ansonsten die Lichtinstallationen für die Freilichtspiele betreuen, auf eine ganze Woche ausgedehnt worden.