Die vergleichsweise üppige Vergütung sowie hohen Pensionsansprüche des langjährigen Stada-Vorstandschefs Hartmut Retzlaff könnten bald die Gerichte beschäftigen: Aktionär Christian Strenger bereitet nach eigener Aussage einen Antrag auf Sonderprüfung bei Gericht vor.
Bad Vilbel. Strenger gehört der Regierungskommission „Deutscher Corporate Governance Kodex“ an, verfügt über Aufsichtsratserfahrung und leitete früher die Fondsgesellschaft DWS.
Er sammele momentan Mitstreiter um sich, sagte Strenger. Mindestens 40 0000 Aktien müssen den Antrag unterstützen. „Über die Hälfte“ habe er schon beisammen, sagte der Stada-Aktionär. Auf der Hauptversammlung war der Antrag auf Sonderprüfung zwar gescheitert – er bekam aber 42 Prozent Zustimmung.
Strenger kritisiert Retzlaffs Bezüge im Lichte der Geschäftsentwicklung: Der Umsatz von Stada stieg 2014 nur marginal, der Nettogewinn sank um fast die Hälfte, der Kurs der Stada-Aktie von knapp 36 Euro auf gut 25 Euro. Die Vergütung des Stada-Lenkers aber verdoppelte sich auf mehr als sieben Millionen Euro, davon knapp fünf Millionen variable Bestandteile. Bei seinen Pensionen hatte Retzlaff 2013 Ansprüche von 35 Millionen Euro. Nach öffentlicher Kritik verzichtete er zwar im November auf 16 Millionen Euro Ansprüche. Doch lagerte Stada die Zusagen auf einen externen Pensionsfonds aus und musste diesem dafür 32 Millionen Euro zahlen.
Es bestehe der hinreichende Verdacht, dies alles habe gegen die aktienrechtlich vorgeschriebene Angemessenheit der Vergütung „intensiv verstoßen“, argumentiert Strenger. Aufsichtsratschef Martin Abend machte auf der Hauptversammlung geltend, man habe bei Retzlaffs Antritt vor 22 Jahren die Entwicklung des Unternehmens nicht vorhersehen und später die Pensionszusage nicht einseitig ändern können. (zlp)