„Sieben Wochen ohne“ – so heißt die Fastenaktion in der Passionszeit, der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern. Da zu fasten, ist eine alte kirchliche Tradition, um an die Leiden Christi zu erinnern. Seit einigen Jahrzehnten ist sie in der Evangelischen Kirche wieder aufgelebt und lädt ein in diesen Wochen bewusst und freiwillig auf etwas zu verzichten. Sieben Wochen ohne Alkohol, oder ohne Süßigkeiten oder ohne Fernsehen, sind einige Beispiele. Die Liste lässt sich fortsetzen und oft ist es etwas, was man „eigentlich“ gut findet, aber oft nicht schaffte umzusetzen. In einer begrenzten Zeit, gemeinsam mit anderen, klappt das oft leichter. Dieses Jahr lautet das Motto: sieben Wochen ohne Ausreden.
Warum denn nur sieben Wochen, war mein erster Gedanke. Man sollte sich doch nie versuchen herauszureden. Spätestens dann bin ich aber ins Stocken geraten, weil mir so einige meiner Ausreden eingefallen sind. Keine Zeit steht dabei ganz oben, dabei hatte ich oft auch keine Lust zu etwas. Das Wetter dient uns gerne als Ausrede, dabei hat man wohl eher schlecht geplant. Ein Stau hat uns aufgehalten oder ein Anruf, dabei sind wir zu spät losgefahren. Außerdem machen Computer nie das, was sie sollten. Dann reden wir uns mit Halbwahrheiten heraus oder beschönigen etwas, um keine Verantwortung zu übernehmen. Wer mit faulen Ausreden auffliegt, spürt spätestens dann schmerzlich, wie wichtig Glaubwürdigkeit ist und wenn man solches von bekannten Personen öffentlich hört oder liest, wird es besonders heikel.
Die Aktion „Sieben Wochen ohne“ ermuntert in diesem Jahr dazu: Schluss mit faulen Ausreden. Wer sich traut Fehler zu zugeben, kann erleben, dass man ihm am Ende Respekt zollt. Aber wer eine Schwäche offenlegt, muss darauf bauen, nicht gnadenlos behandelt zu werden. Darum darf ich Ehrlichkeit nicht nur einfordern, sondern muss sie auch üben und lernen mit der Ehrlichkeit anderer umzugehen. Manchmal ist es ja auch schmerzlich, die Wahrheit zu hören.
Darum brauche ich einen starken Partner an der Seite, der zu mir steht, mit dem ich Wahrheit aushalten und sagen kann. Für mich ist Gott so ein Partner. In Psalm 139 steht, wunderschön ausgedrückt, dass Gott mich in und auswendig kennt: „Du verstehst meine Gedanken von ferne“ heißt es da und danach dankt der Psalmbeter, dass er wunderbar von Gott geschaffen wurde. Dann können wir doch erst recht zu uns und unseren Taten stehen. Also: Schluss mit faulen Ausreden. In den nächsten Wochen können wir es ja mal üben.
Pfarrerin Ulrike Mey,
Evangelsiche Christuskirche
Bad Vilbel