Bad Vilbel. Sarah Trapp aus Bad Vilbel ist seit einigen Wochen in jeder freien Minute in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten unterwegs. Vor allem versucht sie, dringend benötigte Güter in die infrastrukturlosen Orte zu fahren, und ist dafür auf Spenden angewiesen. Am Wochenende soll es für Sarah Trapp wieder losgehen.
Alles begann mit einem Instagram-Foto. »Das zeigte einen Hund, der sich auf ein Autodach gerettet hatte. Ich habe dann sofort begonnen, Spenden zu sammeln«, erzählt die 29-jährige Vilbelerin. Mit Marcel de Rossi, einem Bekannten aus Koblenz, habe sie sich zusammengeschlossen und ein Team zur Unterstützung gebildet.
»Vor rund drei Wochen sind wir nach Bad Neuenahr gefahren. Es sah dort einfach nur gruselig aus. Überall Berge von Schutt, Menschen, die auf der Straße Schlamm geschippt haben, und wir kamen dort keinen Meter mehr voran.« Von Feuerwehren und Rettungskräften sei zu diesem Zeitpunkt dort nichts zu sehen gewesen. »Wir haben uns entschlossen, das Auto stehen zu lassen und einfach zu fragen, wo wir helfen können.«
Älteres Paar bricht in Tränen aus
Das Wohnhaus eines älteren Ehepaars sei zu einem Großteil zerstört gewesen. Dort haben die Helfer um Sarah Trapp geholfen, Wasser und Schlamm zu entfernen. »Als wir dann weiterfahren wollten, brach das Paar in Tränen aus und bat uns, bitte nicht wegzugehen«, erinnert sie sich bedrückt. »Kein Strom, kein Wasser, diese Menschen dort hatten absolut nichts mehr.« Die Gruppe machte sich schließlich auf den Weg zur Grundschule des Ortes. Auch diese habe metertief unter Wasser gestanden. »Im Erdgeschoss konnte man an den Wänden noch sehen, wie hoch das Wasser gestanden haben muss. Etwa bis zur Hälfte«, beschreibt Trapp.
Ein kleines Einkaufszentrum richteten die Helfer in der Folge in der Grundschule ein. »Wir haben die Räume aufgeteilt. Kleidung, Nahrung, Tierfutter und so weiter. Dann konnten die Menschen kommen und sich nehmen, was sie brauchen, natürlich gratis.« Auch einen großen Wassertank haben die Helfer aufgestellt, um die von der Wasserversorgung abgeschnittenen Bewohner mit Frischwasser versorgen zu können. »Wir sind in den kommenden Tagen weiter von Haus zu Haus gezogen und haben geschaut, wo wir helfen können. Wir haben Matsch geschippt und bei Reparaturen ausgeholfen, wo es nur ging.«
Viele Kisten Hilfsmittel eingekauft
Ihre Koblenzer Bekannten seien seitdem durchgehend vor Ort. Sarah Trapp nutzt jedes bisschen Freizeit, das sie aufbringen kann, für die Hochwasserhilfe. »Am Wochenende möchte ich sofort wieder hinfahren und weitermachen.« Dafür habe sie erneut kistenweise Hilfsmittel gekauft – mit Spenden und eigenem Geld. Von Kleidung über Lebensmittel bis zu Hochdruckreinigern. »Ich konnte mittlerweile rund 1200 Euro an Spenden generieren, aber das ist alles längst wieder weg.«
Auch für die Helfer sei die Logistik schwierig. Sie müsse viele Klamotten mitnehmen, denn die müssen ständig gewechselt werden. »Das hoch stehende Wasser mischt sich mit der Kanalisation, ausgelaufenen Chemikalien aus Kellern, und der Schlamm reizt die Haut extrem«, beschreibt sie. Die Kanalisation sei ohnehin eine Gefahr. In die offenen Gullis dürfe man keinesfalls bei Hochwasser treten. Gefahren, die Trapp gerne auf sich nimmt: »Seit ich das Bild von dem Hund auf dem Autodach gesehen habe, kann ich nur noch an die Not der Menschen denken. Ich kann nicht hier am Wochenende mein Leben genießen, wenn dort so eine Not herrscht. Ich bin jung und habe Zeit, deshalb mache ich das.«
Auch andere Bad Vilbeler helfen
Sarah Trapp ist nicht die einzige Vilbelerin, die in den Krisengebieten aushilft. Auch Eduard Rose und seine Frau haben unter anderem den Rewe-Markt in Nieder-Erlenbach, Rewe Kaffenberger und Getränke Retzlaff um Trinkwasser-Spenden gebeten. »Von diesen habe ich jeweils 80 1,5-Liter-Six-Packs erhalten, von der Firma Retzlaff zehn Kästen Wasser. Die Firma Maeusel hat mir einen Stromerzeuger, Pumpen, Schläuche, Schaufeln und Besen im Gesamtwert von 1500 Euro gespendet. Dies ohne zu hinterfragen, wer ich bin«, schreibt Rose in einer E-Mail.
Er habe die Hilfsgüter anschließend in die betroffenen Regionen gefahren. »Hier hat sich die Firma Ford Jörg als segensreich erwiesen. Dort wurde, trotz Urlaubszeit, mein Bus unverzüglich in der Werkstatt repariert, so dass eine weitere Fahrt nach Ahrweiler ohne Einschränkung stattfinden konnte und wir erneut Verbrauchsmaterialien dorthin bringen konnten.«
Sarah Trapp nimmt die Spenden privat unter der IBAN DE34 5005 0201 1202 6601 40 oder online in ihrem Paypal-Spendenpool unter www.paypal. com/pools/c/8BilTHN0ht entgegen. (nma)
Sarah Trapp aus Bad Vilbel packt am Wochenende wieder im Hochwassergebiet mit an. Foto: Mag
Sarah Trapp (Dritte von links) und Marcel De Rossi aus Koblenz (hinten rechts) haben eine ganze Gruppe Helfer zusammengetrommelt. Foto: Privat
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