Advent – ein Abenteuer? Für die meisten Menschen besteht das Abenteuer darin, bei all den Weihnachtsfeiern, Einkäufen, Vorbereitungen und Verwandtenbesuchen diese Zeit irgendwie ‚unbeschadet‘ zu überstehen. Abenteuer – das hat doch so was von rausgehen, sich auf den Weg machen. Abenteuer, das heißt: Schlafsack, Zelt und Isomatte. Das sind die klammen Klamotten, in die man steigt, um sich dann an einer Blechtasse voll Kaffee die Hände zu wärmen und auf die – hoffentlich – aufgehende Sonne wartet. Nein, eigentlich wollen wir doch von ,Abenteuer‘ im Advent gar nicht so viel wissen. Da wollen wir doch eher gemütlich bei Tee und Zimtsternen im Sessel sitzend dem Thomanerchor lauschen…
Dabei hat Advent, die Vorweihnachtszeit sehr viel mit einem ‚Aufbruch‘ zu tun, davon ‚die warme Stube“ zu verlassen und sich auf Neues einzulassen. In der Zeit vor Weihnachten waren Maria und Josef auf beschwerlichem Weg nach Bethlehem. Da zogen die drei Gelehrten aus dem Morgenlande los und folgten einem Stern, von dem sie nicht wussten, wo er sie hinführen wird. Da verließen mitten in der Nacht die Hirten ihre Herde, um in einem schmutzigen Stall ein Kind anzubeten. Und die gottesdienstlichen Predigttexte der Adventszeit sind geprägt von den Propheten, also von Menschen, die aus ihrem Alltag herausgerufen, unter den widrigsten Umständen umherzogen, um den Menschen die Botschaften Gottes zu bringen und sie auf sein Kommen auf diese Erde vorzubereiten. Nicht „Besinnlichkeit“ ist das Thema des Advent, sondern die Einladung sich „zu be-sinnen“, nachzusinnen was Sinn und Ziel unseres Lebens ist. Ob es da nicht mehr gibt, als nur den Alltag zu bewältigen und irgendwann zu sterben? Gott lädt uns ein, dass wir uns auf den Weg machen: zu ihm, der sich schon lange auf den Weg zu uns gemacht hat. Er lädt uns ein, dass wir all das, was sich zwischen uns und ihm an Hindernissen auftürmt, all unsere Zweifel, Vorbehalte und Vorurteile, dass wir die beiseite räumen und uns vertrauensvoll auf ihn einlassen. Er lädt uns ein, ihm unser Leben anzuvertrauen und dem Kind in der Krippe, Jesus, dem Mensch gewordenen Gott, nachzufolgen. Er wird uns ans Ziel führen, das Gott sich für uns gedacht hat: Sein ewiges Friedensreich, das er errichtet, wenn Jesus nochmals auf diese Erde kommt. Darauf warten wir, dahin sind wir unterwegs. Wem das zu abenteuerlich klingt, dem rufe ich mit ganzem Herzen zu: Nachfolger Jesu sind abenteuerliche Gefährten, unterwegs in den Himmel, und sie wollen dorthin viele mitnehmen. Sie sind herzlich eingeladen mitzukommen, denn Gott ist mit uns!
Ihr Pastor Jörg Weise
Landeskirchliche Gemeinschaft
Bad Vilbel-Heilsberg