Bad Vilbel. Der Auftakt zum Wahljahr 2023 ist gemacht: Mehr als 400 Gäste sind Sonntag zum Neujahrsempfang der Wetterauer und Bad Vilbeler CDU ins Sport- und Kulturforum nach Dortelweil gekommen. Prominenter Gast: Ministerpräsident Boris Rhein.
»Wir wollten den Ministerpräsidenten endlich einmal live erleben. Das ist uns die Reise wert«, sagte ein Ehepaar, das aus Altenstadt zum Neujahrsempfang der CDU nach Dortelweil gekommen ist. Ihren Namen wollten die beiden nicht verraten. »Denn dann wissen ja unsere Nachbarn, was wir womöglich wählen«, erklären sie. Stehen doch im Herbst die Landtagswahlen und die Wahl des Landrats an.
Zwei Neue
für den Landtag
CDU-Kreisvorsitzende Lucia Puttrich nutzte die Gelegenheit, den ehemaligen Landtagspräsidenten, langjährigen Landtagsabgeordneten und ehemaligen Kreisvorsitzenden der Wetterauer CDU, Norbert Kartmann, zu verabschieden. »Freuen sie sich nicht zu früh«, unterbrach der 73-jährige Kartmann lachend den Applaus. »Spätestens in 20 Jahren sehen wir uns wieder.« Dafür erntete er dann noch mehr Beifall aus dem voll besetzten Saal. Gekommen waren auch viele Mandatsträger und Anhänger anderer Parteien. Wegen des unerwartet großen Andrangs hieß es für die Organisatoren: Stühle schleppen und spontan für mehr Sitzgelegenheiten sorgen.
Daher startete das Programm etwas später. »Wir haben mit allerhöchsten 300 Gästen gerechnet und deshalb nur für eine entsprechende Bestuhlung gesorgt. Dieser Ansturm hat uns echt überrascht«, sagte Stadtverbandsvorsitzender Tobias Utter. »2023 wird ein Jahr des Wechsels«, sagte Ministerpräsident Rhein zu Beginn seiner Rede. Denn sicher sei, dass sich nach der Wahl im Herbst Kreisvorsitzende Lucia Puttrich aus der Landespolitik zurückziehen werde. In zwei der drei Wetterauer-Wahlkreise kandidieren Neulinge: Anette Wetekamp und Patrick Appel. Rhein kennt sich in Bad Vilbel aus. Immerhin war er als Landtagspräsident Schirmherr der Bad Vilbeler Burgfestspiele und lebt zudem nicht weit entfernt von Bad Vilbel, in Nieder-Eschbach. Er erwies sich als Kenner der Verhältnisse in der Quellenstadt und der Wetterau. Landrat Jan Weckler bekam gute Wünsche für die Landratswahl am 8. Oktober mit auf den Weg.
Rhein ging auf die gegenwärtige Krisen in Deutschland und Europa ein. Er zollte den ukrainischen Bürgern Respekt für ihr Durchhaltevermögen im Krieg gegen Russland und forderte von der Bundesregierung endlich ein Aufgeben ihrer Verweigerungshaltung beim Thema Panzerlieferung in die Ukraine.
Rhein dankt SPD für
Zusammenarbeit
»Wenn der Bundeskanzler seinen Ausspruch mit der Zeitenwende ernst meint, dann muss er jetzt die Leopard-Panzer liefern, weil die Ukraine die Demokratie für ganz Europa verteidigt«, stellte Rhein seine Position klar. Auch in Deutschland seien die Folgen dieses Krieges zwischen Russland und der Ukraine angekommen, wie die Flüchtlingszahlen zeigten.
Rhein dankte den Kommunen und den Bürgern für ihr Verständnis und ihre Hilfe. Das gelte auch für die Opposition im Landtag, »denn nur zusammen können wir diese Herausforderungen wie die Krisen bei den Preisen im Energie- und Lebensmittelbereich meistern«.
Eine weitere Herausforderung stelle seiner Ansicht nach das Zusammenbringen von Ökologie und Ökonomie dar. Dafür werde die hessische Landesregierung viel Geld in den kommenden Doppelhaushalt einstellen. Der Ministerpräsident sprach von etwa 1,8 Milliarden Euro.
Den Abschluss des Neujahrsempfangs bildete eine Talkrunde mit Tobias Utter, Landrat Jan Weckler und Bad Vilbels Bürgermeister Sebastian Wysocki, bei der über aktuelle Themen genauso gesprochen wurde wie über persönliche Standpunkte. Wie beispielsweise über den Herzenswunsch für das neue Jahr. Alle drei Talkrunden-Gäste beantworteten diese Frage mit »Frieden«.
Von Jürgen W. Niehoff