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Abschminken!

Neuer Wind im Schwimmbad – Kein Sonderstatus für Muslima

Ein Burkini – also ein Ganzkörper-Badeanzug für Muslima – ist auch im Karbener Hallenfreizeitbad erlaubt. Damit wäre ihnen das Schwimmen zu normalen Zeiten möglich. Archivfoto: dpa
Ein Burkini – also ein Ganzkörper-Badeanzug für Muslima – ist auch im Karbener Hallenfreizeitbad erlaubt. Damit wäre ihnen das Schwimmen zu normalen Zeiten möglich. Archivfoto: dpa

Lang und viel haben die Politiker schon über dieses Thema diskutiert, das Frauenschwimmen in Karben. Seit der Eröffnung des Bades im März 2014 nach der Sanierung wird dieses nicht mehr angeboten. Das hat gleich mehrere Gründe, die zum einen die Organisation und zum anderen das Personal betreffen. Die lässt Gerhild Brüning vom Deutsch-Ausländischen Freundschaftskreis aber nicht gelten. Sie will, dass das Schwimmen wieder auf den Plan kommt.

Karben. Vor der Sanierung habe es doch auch Frauenschwimmen gegeben, moniert Brüning. Für sie greifen die Argumente der Stadt nicht. „Allein an den Kosten kann es doch gar nicht liegen.“, sagt sie. Brüning möchte wieder nur unter ihresgleichen dem Sport nachgehen. Denn ihrer Ansicht nach schwimmen die Männer kräftiger, wirbeln das Wasser stärker auf und nehmen keine Rücksicht auf andere Schwimmer.

„Es gibt Tage, da schwimmen höchstens drei Leute, da kann man auch die Zeit für Frauen wieder einführen“, sagt sie. Warum sie nicht zu diesen Zeiten das Bad besucht, begründet sie mit Terminen. Wäre das Frauenschwimmen zu einer festen Tageszeit, würde sie ihre Termine darum herum legen.

Alia Virk ist Muslimin. Sie möchte gerne schwimmen, darf es so aber aufgrund der religiös bedingten Geschlechtertrennung nicht. „Wir haben vor der Sanierung mit der Stadt gesprochen, dass wir das Schwimmen beibehalten möchten“, sagt sie. Das Problem beim Tragen eines Burkinis sei ihrer Meinung nach, dass er zwar verhülle, aber die weibliche Silhouette erkennbar sei. Der Burkini wurde für muslimische Rettungsschwimmer in Australien entwickelt. Der zweiteilige Anzug mit integrierter Kopfbedeckung verhüllt alle Körperteile bis auf Hände, Füße und Gesicht und ist in unterschiedlichen Schnittvarianten erhältlich.

Virk hat das Schwimmbad nach der Sanierung noch nicht gesehen. „Es wäre denkbar, einige Paravents als Sichtschutz aufzustellen. Da würden wir uns finanziell beteiligen“, sagt Virk. Sie und weitere muslimische Frauen würden sich freuen, wenn das Schwimmen für Frauen zumindest einmal im Monat stattfinden könnte. „Momentan gehen wir nach Oberursel. Da findet einmal im Monat das Schwimmen sonntags von 8 bis 10 Uhr statt“, sagt sie. Ihrer Meinung nach würden muslimische Frauen durch den Sport dazu bewegt, sich aus dem Haus zu trauen und so in die Gemeinschaft zu integrieren.

Laut Schwimmbadleiterin Carolin Beck lag die Gruppenstärke beim Frauenschwimmen zuletzt bei rund 15 Teilnehmerinnen. Seit der Einführung Mitte der 90er-Jahre habe es immer wieder Reibungspunkte, unter anderem über die korrekte Badebekleidung, gegeben. Laut Michael Ottens gab es aus der Gruppe selbst Beschwerden, weil sich Beteiligte nicht an ordnungsgemäße Bekleidung gehalten hätten, was zu hygienischen Bedenken geführt habe.

Burkini ist erlaubt

Ottens gehört den Freien Wählern (FW) an und ist im Magistrat der Stadt Karben ehrenamtlich für die Stadtwerke und damit auch das Hallenfreizeitbad zuständig. Für die muslimischen Frauen sei der Burkini in Karben übrigens ausdrücklich erlaubt, ergänzt Ottens.

Dass das Frauenschwimmen nicht mehr eingeführt wurde, hat mehrere Gründe. Laut Ottens ist das Schwimmbad nach der Sanierung durch viel Glas lichtdurchfluteter und offener gestaltet. Das komplette Bad so abzuriegeln, dass es vor Männerblicken geschützt wäre, ist nicht mehr möglich – zumal der Saunabereich gesperrt werden müsste.

Ein weiterer Grund ist die personelle Besetzung. Derzeit ist nur eine Frau unter den Schwimmbadkräften vertreten. „Wir können nicht den ganzen Dienstplan nur wegen zwei Stunden für Frauen komplett umwerfen – zumal wir mindestens eine zweite Frau zur Aufsicht benötigen, die wir aber nicht haben“, erklärt Ottens.

Schulschwimmen

Des Weiteren ist der Hallenplan durch das Schulschwimmen deutlich mehr ausgelastet als vor der Sanierung. Inzwischen sind nicht nur die Karbener dort, auch die Wöllstädter und die Europäische Schule aus Dortelweil trainieren im Hallenbad. „Dann kommen noch die regulären Schwimm- sowie die Fitnesskurse dazu. Irgendwann müssen wir das Bad ja auch der Öffentlichkeit freigeben“, sagt Ottens.

Aus dem Rathaus gibt es zu dem Thema eine ganz klare Aussage: „Wir schließen das Schwimmbad nicht für eine Gruppe von ausschließlich Senioren, Kindern, Männern oder Frauen. Und wir lehnen es kategorisch ab, dies aus religiösen Gründen zu tun“, stellt Bürgermeister Guido Rahn (CDU) klar. Das sei auch nicht mit dem Gedanken der Integration zu vereinbaren.