Eine späte Würdigung erfuhr Gaetano Oehmichen dieser Tage im Alten Rathaus. Gut zehn Monate nach seinem Abgang als Geschäftsführer des Vereins Stadtmarketing wurde er offiziell und mit viel lobenden Worten verabschiedet. Doch Oehmichen wird auch weiterhin in Bad Vilbel zu sehen sein.
Bad Vilbel. Ende vergangenen Jahres ging es Knall auf Fall: Wenige Tage vor dem Jahreswechsel schlug Gaetano Oehmichen die Verlängerung seines Vertrages als Geschäftsführer des Vereins Stadtmarketing aus und ging nach Kiel, um dort wieder mit seiner Familie leben zu können. Zumindest die Kurzfristigkeit seiner Absage sorgte für Verstimmung bei den Verantwortlichen des Vereins. Doch gut zehn Monate später ist davon nichts mehr zu spüren.
„Oehmichen hat Bad Vilbel nach vorne gebracht“, zollt ihm der Vereinsvorsitzende Kurt Liebermeister dann auch beim offiziellen Abschied im Alten Rathaus seinen Respekt. 2007 habe er das Amt übernommen, die Stadt und der Verein hatten damals eingesehen, dass es ohne einen Hauptberufler nicht mehr ohne Weiteres möglich ist, die Stadt erfolgreich zu positionieren.
Mit Oehmichen habe der Verein einen „kreativen und kommunikationsstarken“ Mann gefunden, der in kurzer Zeit wichtige Netzwerke aufgebaut hat. So habe er den Gewerbering komplett hinter den Verein gebracht, als es um das strittige Thema der Neuen Mitte ging.
Dem pflichtete auch Stadtrat Klaus Minkel (CDU) bei. „Sein unermüdlicher Einsatz hat wesentlich dazu beigetragen, dass der durchaus knappe Bürgerentscheid zugunsten der Neuen Mitte ausfiel.“ Heute sei das Ensemble rund um den Niddaplatz ein großer Frequenzbringer und in der Öffentlichkeit breit anerkannt. Minkel fügte hinzu, dass Oehmichen auch maßgeblich daran beteiligt war, die Firmen Kenwood und JVC aus Friedberg loszueisen und sie nach Bad Vilbel zu holen. „Die Leerstände in der Innenstadt wurden deutlich reduziert“, fügte er dann noch in seiner Laudatio an.
Frequenzbringer
Doch nicht nur in der Wirtschaftsförderung sei Oehmichen aktiv gewesen, ergänzte Liebermeister. Auch beim Baustellenmarketing, dem Quellenfest und den Graffiti-Projekten der Stadt habe er oft Arbeitsstunden weit über seinen Vertrag hinaus geleistet. Liebermeister erinnerte an das erste Graffiti-Projekt, bei dem er und Oehmichen selbst zu Kunstobjekten wurden. „Ich musste meine Brille einen Tag in den Ultraschall legen lassen“, lacht Liebermeister noch heute über die denkwürdige Aktion. Oehmichen bilanzierte selbstbewusst: „Aus dem zarten Pflänzchen Stadtmarketing ist ein kräftiges Bäumchen geworden.“ Doch nicht er allein habe das aufzuweisen, „das war ganz klar Teamarbeit“, fügte er an. Es bleibe noch eine Menge zu tun, um den Aufwärtstrend fortzusetzen, doch eines sei klar: „Bad Vilbel ist wieder da!“ Und so ganz geht Oehmichen nicht: Er residiert nämlich beim Unternehmen O&P Pharma in einem Büro in direkter Nachbarschaft zu Klaus Minkel. In dem Medizin-Vermarkter, das sein Bruder mit aufgebaut hat, wird Oehmichen „etwa eine Woche pro Monat“ in Bad Vilbel sein, den Rest erledigt er in Kiel oder in Freiburg.
Die Entscheidung jedenfalls, dass er vor gut zehn Monaten die Notbremse gezogen hat, um wieder eine familiäre Einheit bilden zu können, wurde von Liebermeister, Minkel und Vereinsvize Claus-Günther Kunzmann respektiert. „Oehmichen hat wesentlich dazu beigetragen, dass es in der Stadt gemeinsam und nicht gegeneinander vorangeht“, so Kunzmann.