Für die Menschen in der süd- lichen Wetterau müsste der Fluglärm geringer geworden sein. Die Flugsicherung hat die Flughöhen über Bad Vilbel und Karben angehoben. Darüber freuen sich die Po- litiker. Die Bürgerinitiative gegen Fluglärm aber wundert sich: „Weniger Lärm? Das haben wir nicht gemerkt!“
Bad Vilbel/Karben. So recht mag er es gar nicht glauben: „Es soll leiser geworden sein?“ Ronald Kasten von der Bürgerinitiative „Bad Vilbel minus Fluglärm“ schüttelt den Kopf. „Erfahrbar ist das für die Bürger aber nicht.“
Dagegen haben Bad Vilbels Erster Stadtrat Jörg Frank und Karbens Bürgermeister Guido Rahn (beide CDU) „gute Nachrichten für die Bürger“: Die Flugzeuge sind seit Oktober über den beiden Städten mindestens 300 Meter höher unterwegs als bisher. Die Details hätten sich die Politiker bei einem Gespräch bei der Deutschen Flugsicherung (DFS) in Langen erläutern lassen, erklären sie in einer Pressemitteilung.
So habe die Flugsicherung nicht nur im vergangenen Oktober den nördlichen Gegenanflug um 300 Meter angehoben. Auf dieser Route sind die Flugzeuge unterwegs, bevor sie westlich oder östlich von Frankfurt in einer 180-Grad-Kurve auf die endgültige Anflugroute einschwenken. Die Erhöhung dieser Anflüge ist eines der Projekte des Maßnahmepaketes von DFS, Land Hessen und des Frankfurter Flughafens, mit denen der Fluglärm in der Region reduziert werden soll.
BI: Nichts gemerkt
Statt auf 1500 Metern Höhe fliegen die Maschinen im Gegenanflug nun auf 1800 Metern über Bad Vilbel hinweg. Mit dieser Anhebung sei ebenfalls die Abflugroute 07-N lang um 300 Meter angehoben worden, berichten Frank und Rahn. Diese Abflugroute führt von Offenbach über Bergen und Niederdorfelden Richtung Norden, also direkt östlich an Bad Vilbel und Karben vorbei. Diese Verbesserung sei unmittelbar mit der Anhebung des Gegenanflugs umgesetzt worden, erklärt DFS-Sprecher Axel Raab. „Die Lotsen haben sofort die Möglichkeit eingeräumt bekommen, die abfliegenden Maschinen höher fliegen zu lassen.“
Konkret sei die Abflughöhe von rund 1300 auf rund 1600 Meter angehoben worden, erklären die Politiker. „Das wird den Lärm reduzieren“, sagt Guido Rahn. „Erleichternd für die Bad Vilbeler und Karbener Bürger kommt hinzu, dass die Abflugroute 07-N lang nur bei Ostwetterlage geflogen wird, was etwa zu einem Drittel jeden Jahres der Fall ist“, ergänzt Frank. Ostwindwetterlagen herrschen häufig bei schönem Wetter, wenn viele Menschen ihre Balkons und Gärten nutzen – dann hören sie die Flugzeuge besonders. Eine Veränderung sei bisher subjektiv überhaupt nicht spürbar, findet Ronald Kasten von der BI. „Es war vereinbart worden, dass das kommt. Aber dass es vollzogen sein soll, habe ich nicht gemerkt“, erklärt er. Im Gegenteil: Die ganze Zeit über hätten er und die anderen Aktiven der BI darauf gewartet, „dass es irgendwann umgesetzt wird“. Das sei gerade während der drei schönen Winterwochen zuletzt spürbar gewesen, in denen fast die ganze Zeit über Ostwind-Abflüge stattgefunden hätten.
Frühabbieger
Zumal ein Problem nach wie vor ungelöst ist, wie die beiden Politiker sogar einräumen: Auf die so genannten Directs, also das Abbiegen der Maschinen von der Abflugroute auf die Reiseroute, bestehe die Flugsicherung weiterhin. Nur damit sei eine „sichere und flüssige Abwicklung des Verkehrs gewährleistet“, erklären Frank und Rahn. „Die DFS beruft sich auf gesetzliche Verpflichtungen.“ Allerdings entstünden dadurch für Bad Vilbel Nachteile, wenn die Maschinen vorzeitig die Abflugroute verließen und die Stadtgebiete überflögen. Deshalb habe man „zur Klärung des Sachverhalts und zur Verminderung der dadurch entstehenden Lärmbelastung weitere Termine vorgesehen“, kündigt Jörg Frank an. (den)