Beim Benefizkonzert von Dannyjune Smith für den Verein Philip Julius kamen zahlreiche Unterstützer zusammen. Mit der Countrysängerin wurde geklatscht, getanzt und Kraft gespendet.
Bad Vilbel. Saskia (20) klatscht mit, sie lacht, scheint sich ihres Lebens zu freuen. Für viele wie sie, die mit einer schweren Behinderung geboren werden, sind solche Momente nichts Selbstverständliches: Sie und ihre Familien werden komisch angeschaut und von der Gesellschaft oft ausgegrenzt. Dies macht das ohnehin nicht einfache Leben von Menschen mit Behinderung noch schwieriger.
Beim Benefizkonzert von Dannyjune Smith kamen am Sonntagabend über 100 Unterstützer und Gäste ins Vereinsheim des SV Gronau. Die Spenden gingen an den Verein Philip Justus, der sich um schwerbehinderte Kinder und ihre Familien kümmert.
Reichlich Spenden
„Für mich war das eine Selbstverständlichkeit, hier zu singen“, sagt Dannyjune Smith, die zu den bekanntesten Countrysängerinnen Europas zählt, schon mehrfach für ihre Songs ausgezeichnet wurde und direkt mit an Bord für das Benefizkonzert war. „Ich bin selber Erzieherin und weiß daher sehr gut, wie Kinder mit Behinderungen manchmal von der Gesellschaft ausgegrenzt werden. Der Verein leistet eine wichtige Arbeit, die ich gerne unterstützen möchte.“ Statt Eintritt gab es daher Spenden und auch von jeder verkauften CD gingen zwei Euro an den Verein. Der vor fünf Jahren gegründete Verein Philip Julius unterstützt schwerbehinderte Kinder und ihre Familien durch seine Beratungsstelle und Seminare. „Es geht uns dabei vor allem darum, der ganzen Familie unter die Arme zu greifen“, sagt Nadine Bauer, Geschäftsführerin des Vereins. „Die Betreuung einer Person mit Behinderung ist ein 24-Stunden-Job. Das wirkt sich auf die Familie aus. Hier wollen wir allen etwas Last von den Schultern nehmen.“
So können die Familien etwa an Freizeiten teilnehmen. Dort werden die Kinder von Fachpersonal betreut. Während sie Spaß haben, können die Eltern wertvolle Zeit auch mal alleine verbringen, etwas, das sonst selten vorkommt.
Die beim Benefizkonzert gesammelten Spenden möchte der Verein in die seit Anfang August existierende Beratungsstelle investieren. „Hier kommen wir derzeit kaum den Anfragen hinterher“, erklärt Bauer. „Es gibt ein großes Interesse an der Beratung, daher möchten wir die Sprechstunden im nächsten Jahr ausweiten. Das Bedürfnis, mit jemandem zu reden, der sich auskennt, ist sehr groß. Oft hilft hier auch schon das ruhige Zuhören und Ernstnehmen.“
Wie viele Familien derzeit Hilfe in Anspruch nehmen, ist schwer abzuschätzen. „Auf unserer Website bieten wir viele Hilfestellungen an“, sagt Bauer. „Bei den Sprechstunden, Seminaren und Freizeiten ist es jedes Mal anders, immer wieder kommen neue Leute dazu.“
Auch um was es geht, ist sehr unterschiedlich, wie auch die Behinderungen der Kinder selbst: „Jeder Fall ist anders“, weiß Bauer. „Die einen brauchen Hilfe beim Finden eines geeigneten, behindertengerechten Urlaubsortes, andere brauchen seelische Beratung. Wie alles, was mit Behinderungen zu tun hat, ist es sehr individuell.“
Gedanken an Verlust
„Wir sind über jede Unterstützung glücklich, die wir bekommen können“, sagt Stephan Tuschl, der von seiner Bank seiner Tochter Saskia beim Klatschen zuschaut. „Wir erhalten viel Unterstützung, ohne die wäre es noch schwerer. Bei den Freizeiten kann man zum Beispiel mal zur Ruhe kommen, ansonsten habe ich ja gar keine Zeit dafür.“
Doch das Leben bleibt schwer. „Klar sind wir alle in Gruppen organisiert, doch jeder Fall ist anders. Die Kinder werden nicht alt, immer schwingt auch der Gedanken an Verlust mit. Wir geben uns gegenseitig Halt, doch letztlich sind wir alle Einzelkämpfer.“ (asp)