„Wieviel Mal muss ich noch schlafen bis ich zur Schule gehen darf?“, will der kleine Knirps aus der Nachbarschaft wissen. Wie er „quält“ sich manch ein Kind in diesen Tagen mit dieser typischen Frage, kann den ersten Schultag kaum erwarten. Und es ist nicht nur die berühmte Schultüte, vollgestopft mit allerlei Süßigkeiten, oder der nagelneue Ranzen, die Kinderaugen leuchten lassen. Das aufregende Abenteuer namens Schule ist Verlockung genug. Die Einschulung ist für Kinder ein ganz großer Tag. Sie wollen Neues lernen, wollen wissen und „groß werden“. Stolz fiebern sie daher aufgeregt dem ersten Schultag entgegen. Die meisten können ihre Einschulung kaum erwarten.
Bad Vilbel. Bad Vilbeler ABC-Schützen brauchen wegen des größten Wetterauer Volksfestes, dem Vilbeler Markt, in diesem Jahr besonders lange Geduld, denn wegen des Viehmarktes am Dienstag beginnt in der Quellenstadt für sie die Schule erst am Mittwoch. In den meisten Schulen werden die Einschulungsfeiern gut vorbereitet. Die Erstklässler werden von den größeren Schülern mit einem festlichen Programm aus Liedern und Spielen willkommen geheißen, dann geht es zur Schnupperstunde ins künftige Klassenzimmer, wo schon die Fibeln auf den Schulbänken liegen. Jede Schule hat so ihre eigenen Gepflogenheiten, in christlichen Schulen erfolgt die Einschulung gerne im Rahmen eines Gottesdienstes.
Doch wie auch immer die Zeremonie ausfällt, sind die Kinder natürlich aufgeregt, die Eltern ebenso. Manche fragen sich, zerbrechen sich den Kopf darüber, ob ihr Kind auch schon reif für die neue Stufe ist und den höheren Anforderungen in der Schule auch schon gewachsen sein wird. Aber solcher „Stress“ gehört einfach dazu. Das war schon immer so. Schulanfänger müssen in kurzer Zeit viele neue Informationen verarbeiten, das kostet Konzentration und Kraft. Viele ABC-Schützen finden vor oder an diesem wichtigen Tag geistige Stütze in speziellen Gottesdiensten, wie sie auch in Bad Vilbel Jahr für Jahr angeboten werden.
Zum Einschulungsgottesdienst der Christuskirche etwa kommen nicht nur die Kinder aus der gemeindeeigenen Kita und sitzen mit Schulranzen und Schultüte stolz in der Kirche vor Pfarrer Dr. Klaus Neumeier. „Man sieht den Kindern an, dass sie die Bedeutung des Schulanfangs sehr gut spüren“ sagte Pfarrer Neumeier dem BVA-Reporter. Neumeier begleitet die Kinder als Pfarrer in der Kindergartenzeit und daher auch traditionell zum Schulanfang, was er als besonders wichtig erachtet. Das geschieht auch in anderen Kirchen. Überall bemüht man sich in den Kirchengemeinden, den Kindern nachhaltige Geschichten und Gedanken, aber auch Tipps und guten Rat für den neuen Lebensabschnitt mit auf den Weg zu geben.
Wo bei Kindern ganz viel Neugierde und Vorfreude auf die Schule im Brennpunkt stehen, haben die Eltern mitunter auch schon Sorgen und mögliche Probleme im Blick. Das schlägt sich zuweilen vor der Einschulung auch in Gebeten nieder. Mögen die Kinder verständnisvolle, geduldige Lehrer haben, mögen sie unter ihren Klassenkameraden neue Freunde finden, mögen sie mit den Anforderungen des Lernens bestens zurechtkommen und auf ihrem Schulweg richtig behütet sein. Eine ganze Latte von Wünschen geht da leise, leise auf die gedankliche Reise. „Für Eltern ist das Loslassen immer aufs Neue eine Herausforderung. Das gilt beim Beginn der Kindergartenzeit und dann ebenso wieder beim Übergang in die Schule. Die Kinder werden mit jedem Schritt selbstständiger und nicht immer ist das für Eltern auch leicht“, beschrieb Ruth Homann von der integrativen Kindertagesstätte Arche Noah treffend die Stufen-Übergänge. Für Pfarrer Neumeier ist auch deswegen die Bitte um Gottes Beistand wichtig: „Wir sind getragen und begleitet, auch wo menschliches Dasein an seine Grenzen kommt“. Daher hatte er vor zwei Jahren als Motto für den Gottesdienst „Sei behütet“ gewählt, das in diesem Jahr auch in der Heilig-Geist-Gemeinde auf dem Heilsberg im Fokus der Aufmerksamkeit steht. Erzieherinnen aus der „Arche Noah“ zeigten damals mit den Handpuppen Susy, Sally und Tim sowie mit unterschiedlichen Kopfbedeckungen, wie gut es ist, wenn man beschützt und behütet durch den Tag gehen kann: Ein Bauhelm, ein Fahrradhelm, ein Reiterhelm und ein Sonnenhut als Beispiele für ein Behütet- und Geschützt-Sein. „So wie die Helme und der Sonnenhut uns schützen, so will Gott uns behüten und begleiten auf allen Wegen des Lebens – auch auf den neuen aufregenden Wegen in der Schule“ sprach Pfarrer Neumeier den Kindern den Segen Gottes zu. Begleitet von Orgelklängen sangen dann Kinder, Eltern, Großeltern und Paten miteinander und griffen die Botschaft des Gottesdienstes auf: „Wenn wir jetzt weitergehen, dann sind wir nicht allein. Der Herr hat uns versprochen bei uns zu sein“. (sam)