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Ab nach Hawaii zur WM

Thomas Beisswenger bei seiner furiosen Aufholjagd. Foto: Privat
Thomas Beisswenger bei seiner furiosen Aufholjagd. Foto: Privat

Fun-Ball-Triathlet Thomas Beisswenger wird Ironman-Europameister

Bad Vilbel. Beim Ironman in Frankfurt gelang dem Bad Vilbeler Triathleten Thomas Beisswenger ein schier unglaubliches Kunststück: Mit einer Zeit von 12,49 Stunden gewann er in seiner Altersklasse 65 und sicherte sich damit einen Startplatz für die Teilnahme an der Ironman-Weltmeisterschaft im Oktober auf Hawaii.

Dabei begann der Tag für Thomas Beisswenger gleich morgens mit einer Panne. Wohl vor Aufregung hatte er seine Badekappe sowie Schwimmbrille in der abgegebenen Tüte vergessen und musste kurz vor Beginn des Rennens Ersatz beschaffen. Zum Glück hielt der Veranstalter  Ersatzkappen bereit und ein Sportler schenkte ihm eine Schwimmbrille.
Erleichtert und hoch motiviert stieg der Vilbeler auf Position drei mit einem Rückstand von 23 Minuten auf den Ersten in der Altersklasse M 65 wieder aus dem Wasser. In der ersten Wechselzone klappte der Umstieg auf die Radstrecke problemlos. Auf den ersten flachen Kilometern trat er flotte 35km/h, die er aber nicht durchhalten wollte. Dem Gronauer war klar, dass seine Stärke das Laufen ist und er somit seine Beine schonen musste. Zudem brannte die Sonne mittlerweile unerträglich und es galt, den Verlust von Wasser und Salz kontinuierlich nachzufüllen.

UNVERGESSLICHES FINALE
Mittlerweile bauten die beiden Führenden in seiner Altersklasse den Vorsprung auf der 185 Kilometer langen Radstrecke auf 43 beziehungsweise 18 Minuten aus. Doch Beisswenger blieb ruhig – ein unvergessliches Finale stand bevor.

In der zweiten Wechselzone ließ sich Beisswenger keine Zeit für eine Pause und konnte die ersten zwei Minuten gutmachen. Mit über 40 Minuten Rückstand ging es auf die 42,195 Kilometer lange Laufstrecke, nichts ahnend welch eine spannende Aufholjagd er hinlegen würde. »Ich habe alles gegeben, mental meine Schmerzen weggeblendet und mich auf das Finish auf dem roten Teppich fokussiert«, blickt er erschöpft zurück.

Bereits bei Kilometer acht überholte er den Zweitplatzierten, aber zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Abstand zum Erstplatzierten kaum verändert. Obwohl mehr und mehr Triathleten bei den unerträglichen Temperaturen, die um 17 Uhr den Höhepunkt mit 39 Grad im Schatten erreichten, in den Gehmodus wechselten oder sogar aufgeben mussten, spielte Beisswenger seine Stärken aus und zeigte eisernen Willen. Er lief hoch konzentriert im gleichmäßigen Tempo Runde für Runde durch die Sonne und trotzte der Hitzeschlacht.
Mit jedem Kilometer wurde der Fun-Baller schneller und der Abstand verkürzte sich zusehends. Zur Hälfte der Marathonstrecke betrug der Rückstand auf den Erstplatzierten jedoch immer noch 33 Minuten. Doch Beisswenger schaffte es, nochmals schneller zu laufen, während die Nummer eins plötzlich langsamer wurde.

Kurz nach Kilometer 38, schaffte er es, die Führung zu übernehmen. Mit einem versteckten Lächeln lief er seinen Marathon zu Ende und schaffte es auf den letzten Kilometern den Abstand zum Zweitplatzierten auf 16 Minuten auszubauen. Beisswenger lief den Marathon in 4,24 Stunden und damit knapp eine Stunde schneller als der Zweitplatzierte Raimund Schultz. Lediglich vier Athleten der Klasse M65 erreichten die Ziellinie am Sonntag, acht weitere gestartete konnten nicht finishen.

Völlig entkräftet, aber überglücklich wurde der frisch gebackene Europameister im Ziel von seiner Familie und vielen Freunden aus seinem Verein gebührend empfangen. Während seine anderen Vereinskollegen jetzt ihre Saison beenden, hat dieser furiose Wettkampf dem Bad Vilbeler nun weitere Trainingseinheiten für die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft am 12. Oktober in Kailua-Kona, Hawaii verschafft, aber heißer kann es kaum werden.

WEITERE BAD VILBELER IRONEN

Auch die anderen Bad Vilbeler Starter können mit ihren Leistungen mehr als zufrieden sein. Fun-Baller Jürgen Braun kam nach 11,33 Stunden als 42. der Klasse M 50 ins Ziel. Auf den ersten 55 Radkilometern konnte Braun zunächst nicht mehr schalten und wurde scharenweise überholt. Nachdem das Problem behoben war, startete er ab Ilbenstadt durch. »Zwar habe ich mein Ziel unter 10,30 zu finishen nicht erreicht, aber wenn man die äußeren Bedingungen betrachtet, bin ich total zufrieden«, resümiert er.

Ebenfalls aus Bad Vilbel ist Routinier Andreas Klause. Der mehrfache Hawaii-Finisher zog sein Rennen konstant durch: In der Klasse M 55 wurde Klause in 11,31 Stunden Zwölfter.
Anna-Lena Mattheis gehörte am Ironman-Sonntag zu den Rookies. Bei ihrem ersten Start über die Langdistanz kam sie nach 13,13 Stunden als 22. der Klasse W 30 ins Ziel. »Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, voller Emotionen, Dankbarkeit, Durchhaltevermögen und ein mega Endorphinkick über den roten Teppich zu laufen. Das zu teilen, mit den Menschen, die mich auf meinen Weg begleitet haben ist die Krönung meines Traumes«, sagt die Bad Vilbelerin. (zlp)

 

Thomas Beisswenger bei seiner furiosen Aufholjagd. Foto: Privat