Seit April läuft der Probebetrieb am Bad Vilbeler Nordbahnhof, nun stellen auch die Karbener ihre Kameras am Bahnhof scharf. Vorige Woche wurde das Projekt Videoüberwachung offiziell eingeweiht. Stadt, Land und Polizei sind voll des Lobes. Es gibt bereits erste Erfolge bei in flagranti ertappten Dealern und Fahrraddieben.
Bad Vilbel/Karben. „In Bad Vilbel ist die Welt noch in Ordnung!“, begrüßt Innenminister Boris Rhein (CDU) seinen Parteifreund, Bad Vilbels Ersten Stadtrat Jörg Frank. Nicht ganz, denn an diesem Vormittag geht es im auch für Karben zuständigen Polizeirevier um die Videoüberwachung – und die soll es nur an Brennpunkten geben. Was später auf Anfrage auch Manfred Schweitzer bestätigt, der Präsident des Polizeipräsidiums Mittelhessen. Neben Bad Vilbel gebe es in der Wetterau nur im Bad Nauheimer Sprudelhof Kameras, außerdem am Gießener Marktplatz und in Kürze am Bahnhof Wetzlar.
„Heute ist ein wirklich guter Tag in Sachen ,Innere Sicherheit’“, betont Rhein. Die Überwachung biete drei Vorteile. Sie stärke das subjektive Sicherheitsempfinden der Bürger, veranlasse die Polizei, schneller zu reagieren und ermögliche die Aufklärung von Straftaten.
Brennpunkt entschärfen
In Limburg, wo ein Polizist fast zu Tode geprügelt worden sei, habe man mit Hilfe der Videobilder die Täter anklagen können, so Rhein. Der Innenminister legt Zahlen vor. An 20 Plätzen in Hessen werden derzeit 114 Kameras betrieben. Zuvor seien an jenen Standorten 3976 Straftaten gemeldet worden, 2012 noch 1800.
„Hessen war bereits im Jahr 2000 das erste Bundesland, das mit der Einführung von Videoüberwachung öffentlicher Straßen und Plätze begonnen hat“, so Rhein weiter. „Dies war und ist der richtige Weg, Kriminalitätsbrennpunkte zu entschärfen, das zeigen die guten Ergebnisse.“
Im Bad Vilbeler Ordnungsamt habe man sich seit April 2007 mit dem Thema Überwachung am Nordbahnhof beschäftigt, erinnert Frank. Doch man habe nicht in die alte, inzwischen verfüllte Unterführung investieren wollen und die neue sei erst im November 2012 eröffnet worden. Ähnlich lang ist das Thema auch im Karbener Rathaus behandelt worden. Doch während die Bad Vilbeler ihre Anlage bereits beim Bau der Unterführung vorbereiteten, gab es in Karben immer wieder Rückschläge, zuletzt wegen eines angeblich nicht rüttelfesten Mastes.
Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU) wurde zusehends ungeduldig. Ein Gespräch mit Innenminister Rhein habe die Sache schließlich beschleunigt. Rahns Fazit: „Wo die Bürokratie keinen Druck kriegt, dauert es zehn Jahre.“ Doch nun ist es auch in Karben so weit. Drei Kameras sind scharf geschaltet worden: eine in der Unterführung, eine im Bereich der Fahrradanlage, eine am Park-&-Ride-Platz. Am Bad Vilbeler Nordbahnhof sind schon drei Kameras in der Unterführung, eine am Bahnhofsvorplatz und eine mit Blick auf die Bahnsteige in Betrieb.
Alle Bilder laufen auf zwei Monitoren des Bad Vilbeler Polizeireviers ein, die direkt über der Glasfront zum Besuchereingang hängen. Drei Schulungen absolvierten die Dienstgruppenleiter mit einem Mitarbeiter der Firma Bosch. Bei Bedarf können die Kameras auf Naheinstellung gehen. Lediglich bei dem Bild vom Bahnhofsvorplatz fällt ein grauer Balken auf. Wegen des Datenschutzes, denn die Bewohner der angrenzenden Häuser sollen nicht in ihrem Persönlichkeitsrecht verletzt werden. Gespeichert werden die Bilder zehn Tage lang. Auch nachts sind gute Bilder möglich, indem die Außenkameras in den Schwarzweiß-Modus umgeschaltet werden. Das verbessert die Bildqualität erheblich.
Die Videoüberwachungs-Anlage in Bad Vilbel hat 55000 Euro gekostet, die in Karben 75000 Euro. Dafür gibt das Land einen Zuschuss von 47000 Euro. In Bad Vilbel hat sich die Überwachung bereits gelohnt, wie der stellvertretende Dienstgruppenleiter Sebastian Schubert berichtet. Eines Abends hatte das Kameraauge einen Drogen-Deal sichtbar gemacht, der sich im hinteren Bereich des Bahnhofs abspielte. Die Polizisten konnten beim Heranzoomen die Übergabe beobachten. Sofort wurden zwei Streifen losgeschickt. Die Dealer konnten im Feld festgenommen werden. Auch Fahrraddiebstähle flimmerten schon live auf die Polizei-Monitore. „Die Täter wollten den Schildern nicht glauben, die auf die Videoüberwachung hinweisen“, scherzt der Polizeibeamte.
Die Videoüberwachung soll auf wenige Standorte beschränkt bleiben. Zusätzliche Standorte im Wetteraukreis seien nicht geplant, betont Polizeipräsident Schweitzer.