Die Europäische Schule in Bad Vilbel wächst weiter. So sehr, dass jetzt das Ende der Fahnenstange erreicht werden soll. Denn der Platz geht aus.
Bad Vilbel. Im Sommer werden die ersten Abiturienten die Europäische Schule Rhein-Main (ESRM) in Dortelweil verlassen. Doch mehr Platz gibt es dadurch nicht. „Derzeit sind es 1255 Schüler, doch im Herbst werden wir in Richtung 1400 gehen“, schildert Klaus Minkel. Der Betriebsleiter der Stadtwerke vertritt den Bauherren, den Eigenbetrieb Immobilien. Gemeinsam mit der Humanistischen Stiftung, die die Hälfte der Gebäude übernehmen wird.
„Wir kommen an die Wachstumsgrenze“, sagt Minkel, auch wenn die Nachfrage weiter groß sei. Bis auf 1500 Schüler könne man noch aufstocken. Ausbaumöglichkeiten für neue Klassenräume gibt es auf dem Gelände kaum noch, auch durch neue Aufteilungen der Raumstruktur im Bestand sei nicht mehr viel zu machen.
„Wir könnten in manchen Jahrgängen durchaus auf Fünfzügigkeit erweitern“, schildert Minkel. Vier deutsche Züge sind in vielen Jahrgängen schon vorhanden, hinzu kommen zwei Züge für andere Sprachen. „Für einen Ort mit 33 000 Einwohnern sollte das genug sein“, befindet Minkel. Damit gehört die ESRM dann auch zu den größten Schulen im Kreisgebiet.
Mehr Lehrkräfte
Auch Schulleiter Tom Zijlstra bestätigt: „Wir möchten durchgängig von der ersten bis zur zwölften Klasse Vierzügigkeit herstellen.“ Die dritte und vierte Klasse sind noch dreizügig, die fünfte bereits vierzügig bei den deutschen Schülern. „Wir könnten von der Nachfrage her noch größer werden, das wird aber wahrscheinlich nicht passieren“, schildert Minkel.
Bei 1450 Schülern könnte es auch bei der weiteren baulichen Erweiterung eng werden, konkrete Baupläne liegen nicht auf dem Tisch. Doch Minkel lässt zumindest schon einmal anklingen, dass es noch kleinere räumliche Kapazitäten im Anschluss an die Turnhalle gebe. Weitere Zukäufe an Grundstücksflächen seien jedenfalls nicht geplant.
Gänzlich voll belegt ist die ESRM dann aber trotzdem nicht. Aufgrund der großen Fluktuationen bei den Schülern sei immer einmal Platz vorhanden. „Viele Eltern arbeiten zwei Jahre zum Beispiel in Dubai, sind dann für eine gewisse Zeit in Frankfurt, wechseln dann wieder an einen anderen Ort.“ Deswegen entstünden doch immer wieder Lücken. Anmelden könnten Eltern ihre Kinder immer, sagt Zijlstra.
Lücken gibt es auch bei den Lehrern. Denn bei 150 Schülern braucht es auch neue Kräfte, wie viele könne man noch nicht abschätzen. Minkel verweist darauf, dass dies in der Vergangenheit wenig Probleme machte. Wegen G 8 seien ganze Lehrerjahrgänge nicht eingestellt worden. Dies ändere sich, zumal zusätzliche Kräfte durch die weiter wachsende Zahl an Flüchtlingen benötigt würden.
Doch hier macht sich Zijlstra nur wenig Sorgen: „Wir brauchen gar nicht aktiv Anzeigen aufzugeben. Wenn wir eine Lehrkraft suchen, reicht ein Hinweis auf unserer Homepage.“ Ziemlich schnell habe er dann sieben bis 20 Bewerbungen für eine freie Stelle auf dem Tisch liegen.
Die Lehrkräfte kommen nicht nur aus dem Bundesgebiet, sondern bewerben sich weltweit oder von anderen der insgesamt 25 Europäischen Schulen. „Die haben dann schon viel Erfahrung“, weiß Zijlstra die Vorzüge zu schätzen. Und die Qualifikation stimmt auch. „Wir zahlen schon gut“, sagt Zijlstra. Das heißt, man zahlt in etwa das, was andere private Schulen auch bezahlen. Aber eben mehr als die staatlichen Schulen. Und somit kann die Schule Lehrer mit Extra-Qualifikationen locken. Dies sei aufgrund der Mehrsprachigkeit aber auch nötig.
Beiträge senken
Kann sich die Schule inzwischen auch leisten. Sie ist staatlich anerkannt, bekommt Fördergelder, 3817 Euro pro Schüler und Jahr. Und Schulgeld der Eltern. Das liegt je nach Einkommen zwischen 350 und 1000 Euro pro Monat. „Die Verhältnisse haben sich verbessert, wir liegen deutlich in den schwarzen Zahlen“, bestätigt Minkel. Doch könnte das Schulgeld bald sinken. „Zahlen kann ich noch nicht nennen, aber wir prüfen das“, sagt Zijlstra. Eltern, die die Beiträge ohne weiteres zahlen könnten, seien dabei nicht die Hauptzielgruppe. Doch wenn, dann werde für alle gesenkt. „Wir wollen ein Signal geben“, so Zijlstra.