In Friedberg ist die Enttäuschung bei CDU und SPD groß, Freude herrscht hingegen bei der FWG und der rechtspopulistischen AfD. Auch im Main-Kinzig-Kreis erhält die Alternative für Deutschland Zuspruch – während die Etablierten teils herbe Verluste einstecken müssen.
Gelnhausen/Friedberg. Mehr lange als freudige Gesichter sind im Kreishaus in Friedberg zu sehen, als im großen Saal nach und nach die ersten Zwischenergebnisse gezeigt werden. „Es gibt schöne Abende und es gibt Abende, die einen nachdenklich stimmen“, meint dazu die Wetterauer CDU-Kreisvorsitzende Lucia Puttrich. Dieser Sonntag sollte nicht nur die CDU nachdenklich gestimmt haben. Denn: Auch wenn die endgültigen Wahlergebnisse wegen des Kumulierens und Panaschierens voraussichtlich erst Mitte der Woche vorliegen werden, so war schon am Sonntagabend klar: Die bisherige Koalition aus SPD, Grünen und FDP wird keine Mehrheit mehr bekommen.
Die CDU holt 30,5 Prozent und verliert damit fünf Prozentpunkte.
Die SPD kommt auf 27,9 Prozent, während sie 2011 noch 31,8 Prozent bekam. Die Grünen fallen von 15,8 auf 9,7 Prozent ab, während die FDP von ehemals 3,6 auf 5,6 Prozent klettert. Außer der AfD (13,2 Prozent) und der FWG (6,5 Prozent) kann sich keiner so recht über das Ergebnis freuen.
„Wir warten erst den Mittwoch ab, bevor wir dann über Koalitionen sprechen“, verkündet zunächst Landrat Joachim Arnold (SPD).
Der bisherige FDP-Fraktionsvorsitzende Peter Heidt erklärt sich hingegen zu jeder Koalition bereit, in der auch die FDP mitreden könne. Eine große Koalition von SPD und CDU könnte möglicherweise an einer nur schwer unüberwindbaren Hürde scheitern: den Persönlichkeiten. Landrat Arnold und CDU-Fraktionsvorsitzender Sebastian Wysocki aus Bad Vilbel sind bekanntlich nicht gerade die besten Freunde. Als Alternative zu der bisherigen Lösung käme ein Viererbündnis in Frage. „Von mir ist bekannt, dass ich lieber in der ersten Reihe stehe und mitregiere, als auf der harten Bank der Opposition weiter sitzen zu müssen“, verkündet beispielsweise der ehemalige Bad Nauheimer Bürgermeister und FWG-Kreistagsmitglied Bernd Witzel.
In einem waren sich an diesem Abend aber alle einig: Es wird kein leichtes Unterfangen werden. „Ich hätte mir die Fortsetzung der bisherigen Koalition sicherlich gewünscht. Aber wenn es denn sein muss, machen wir auch zu viert weiter“, kommentiert der Kreisbeigeordnete Helmut Betschel (Grüne) das Ergebnis.
Einig sind sich die Parteien aber auch darin, dass eine Koalition mit der AfD für niemanden in Frage kommt. „Die missbrauchen die Flüchtlingsproblematik zu ihren Gunsten und sprechen in diesem Zusammenhang sogar von Schießen auf Asylanten. Mit solchen Leuten kann man doch nicht sprechen“, erregt sich Gabi Faulhaber (Die Linke).
Die kleine Gruppe der AfD-Mitglieder steht deshalb auch etwas abseits – trotz ihres großen Wahlerfolges. Ähnlichen Zuspruch erhält auch die rechtsextremistische NPD in Büdingen und Altenstadt, nämlich dort, wo die AfD nicht angetreten ist und deshalb das Flüchtlingsproblem von ihnen besetzt wurde.
Ganz ähnlich stellt sich die Situation im Main-Kinzig-Kreis dar. Mit vorläufigen 32,6 Prozent ist die SPD zwar stärkste Kraft, sie verliert allerdings drei Prozent im Vergleich zur letzten Kreistagswahl 2011. Die CDU fällt von ehemals 33,1 Prozent auf 27,1 Prozent.
Großer Verlierer sind auch hier die Grünen: Sie sacken von 15,1 Prozent auf 8,6 Prozent – das ist ein Minus von 6,5 Prozent. Die AfD hingegen holt auf Anhieb 15,6 Prozent. Die rechtsextremen Parteien NPD und Die Republikaner liegen bei jeweils nur 0,9 Prozent.