Bad Vilbel. Die Hitze kam gut an. Während an den geparkten Autos bereits die Eisschicht anfror, wärmten sich etwa 200 Besucher am himmelhoch züngelnden Osterfeuer, das der Verein „Wir Massemer“ und die Feuerwehr in der Massenheimer Feldgemarkung entfacht hatten. Andächtig standen Pärchen zu den Klängen von Ravels „Bolero“ vor dem Feuer, aus dem kleine Funken wie Glühwürmchen in die kalte Frühlingsnacht empor stoben. Kinder spielten davor, während sich andere gesellig vor dem Bratwurststand des FC Massenheim und dem Getränkestand von Bernd Döll stärkten.
Für das Vergnügen waren acht bis zehn „Massemer“ und ebenso viele Feuerwehrleute in ihrer Freizeit aktiv, berichtet ihr Vereinsvorsitzender Horst Tryba. Bereits am Ostersamstag schichteten sie aus städtischem Grünschnitt und Einweg-Paletten einen meterhohen Holzturm auf, der mit Zedernholz abgedeckt wurde. Das vom Regen nasse Holz ist vor dem Anzünden noch umgeschichtet worden, mit dem trockenen nach außen – und so, „dass die Flamme wie ein Kamin nach oben geht“, erklärt Tryba. So sah das lodernde Spektakel denn auch aus. Wie eine riesige Fackel leuchtet das Osterfeuer – eine Tradition in Massenheim seit den neunziger Jahren. Und das trotz mancher Skeptiker, die den Initiatoren sogar heidnische Bräuche unterstellten.
Alles Unsinn, sagen die Massenheimer. Bei dem Feuer geht es lediglich darum, den Leuten ein Vergnügen zu bereiten, dass sie sich treffen und gemeinsam ins Feuer schauen könnten. Der Brauch sei schon 5000 Jahre alt, so Tryba. Als Norddeutscher habe er ihn nach Massenheim gebracht. Osterfeuer seien im Norden weit verbreitet.
„Unser heutiges christliches Osterfeuer entstammt dem heidnischen Frühlingsfeuer, das einst in seiner ursprünglichen Form als Frühlingsfest der Germanen entstand. Das Osterfeuer steht als Symbol für die Sonne, den Mittelpunkt unseres Lebens. Das Feuer galt als Kult zur Sicherung der Fruchtbarkeit, des Wachstums und der Ernte. Die Sonne wird als Siegerin über den Winter verehrt und steht als Symbol für das Erwachen in der Natur nach einer langen, kalten Zeit. Die Bedeutung der Frühlingsfeuer wurde im Frankreich des 8. Jahrhunderts auf Gott und Jesus übertragen. Die Entzündung des heiligen Osterfeuers ist heute ein zentrales Ereignis für alle Christen. In Niedersachsen und in einigen anderen Bundesländern gehört das Entfachen des Osterfeuers zum festen Brauchtum“, erklärte Tryba.
Darum aber mussten sich die Besucher nicht kümmern, die zu Klängen von Rocksongs der 70er Jahre bei guter Stimmung den Abend genossen und Gelegenheit hatten, sich mit Nachbarn oder Freunden zu treffen. Erst nach einer Stunde ging die Flamme merklich herunter, doch das Feuer glimmte noch lange, bis es die Feuerwehr schließlich kurz vor Mitternacht ablöschte.