Die Burgfestspiele in Bad Vilbel sind – obwohl sie hessenweit mit Abstand die erfolgreichste Veranstaltung dieser Art sind – bei der Bezuschussungspraxis des Landes Hessen für die sechs vom Land Hessen geförderten Festspiele Schlusslicht. Darauf weist der heimische FDP-Landtagsabgeordnete und ehemalige hessische Justizminister Jörg-Uwe Hahn in einer Presseinformation hin.
Bad Vilbel. Wie Hahn vom hessischen Minister für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein (CDU), erfahren hat, sind in den drei Jahren 2013 bis 2015 an die Stadt Bad Vilbel insgesamt gerade einmal 24 000 Euro gezahlt worden. Ähnlich wenig hat das Land Hessen für die Wetzlarer Festspiele (27 000 Euro) und die Brüder Grimm Festspiele Hanau (37 500 Euro) gezahlt.
Immerhin 228 000 Euro erhalten die internationalen Mai-Festspiele in Wiesbaden in den Jahren 2013 – 2015. Spitzenreiter sei aber, „uneinholbar und wirklich nicht mehr nachvollziehbar“ Bad Hersfeld. Für die Hersfelder Opernfestspiele habe das Land jährlich 160 000 Euro also insgesamt 480 000 Euro gezahlt. Die Hersfelder Festspiele hätten in den Jahren 2013 und 2014 je 277 000 Euro erhalten, um in diesem Jahr 2015 zusätzlich noch weitere 300 000 Euro zu bekommen. 1,131 Millionen Euro in drei Jahren für die Hersfelder Festspiele, diese Zahl mache einen Bad Vilbeler Bürger „traurig, nachdenklich und stutzig.“
Hahn hatte ein Interview mit der neuen Festspielleitung in Bad Hersfeld zur Grundlage seiner „Kleinen Anfrage“ genommen. Darin wurde unter anderem behauptet, dass mit der Zahlung von zusätzlich 300 000 Euro das Land ein tolles Bekenntnis zum Festspielstandort Bad Hersfeld abgegeben habe. „Ich habe den CDU-Minister Rhein gefragt, was die Stadt Bad Vilbel tun könne, damit sie bei einem künftig ähnlich hohen Landeszuschuss sagen könne, das sei ein tolles Bekenntnis zum Festspielstandort Bad Vilbel? Und geantwortet hat mir der Minister: „Bad Vilbel ist ein sehr erfolgreicher Festspielstandort. Dieser Erfolg wird sicher durch geeignete Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Bad Vilbel auch zukünftig fortgesetzt!“
Dies sei, so der FDP-Ortsvorsitzende Hahn weiter, natürlich ein besonderes Lob! „In meinen Augen ist es aber auch vergiftet, da die auch künstlerisch sehr wertvollen Leistungen in Bad Vilbel ausschließlich von den Kunden, den Sponsoren, aber natürlich insbesondere von den Bad Vilbeler Steuerzahlern getragen würden.“
Hahn hatte darüber hinaus abgefragt, wie die Zuschauerzahlen gewesen seien. Im Jahre 2013 seien die Hersfelder Festspiele von 84 542 Gästen besucht worden. Für die Hersfelder Opernfestspiele würden keine Zahlen vorliegen, die Wetzlarer Festspiele seien von 14 256 und die Brüder Grimm Festspiele Hanau von 73 067 sowie die internationalen Maifestspiele in Wiesbaden von 19 020 Personen besucht worden. Auch hier liege die Stadt Bad Vilbel an der positiven Spitze, 92 710 Personen waren in 2013 in der Burgruine zu Gast, in den Jahren danach noch mehr. Hahn fordert deshalb die hessische Landesregierung auf, die Bezuschussungspraxis generell im Lande Hessen zu überdenken.
Nach Rücksprache mit dem Intendanten der Bad Vilbeler Festspiele, Claus-Günther Kunzmann, habe er erfahren, dass andere Bundesländer wie zum Beispiel Baden-Württemberg eine viel gezieltere und intensivere Förderung vornehmen würden. „Ich würde aber auch einmal gerne wissen, warum 1,1 Million Euro nach Bad Hersfeld, aber gerade einmal 24 000 Euro nur nach Bad Vilbel kommen“, schließt Hahn seine Kritik an der Förderpraxis des Landes. (sam)