Bad Vilbel. Mit einer neuen Friedhofssatzung soll in Bad Vilbel der Weg für eine zeitgemäßere und effizientere Nutzung der Grabflächen freigemacht werden. Die Anpassung sei erforderlich gewesen, weil im September 2007 das Hessische Friedhofs- und Bestattungsgesetz geändert wurde, so Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU). Dabei blieben die Gebühren jedoch unverändert.
Die Änderung, der das Stadtparlament am 22. April noch zustimmen muss, sieht unter anderem vor, dass Friedhöfe nicht bloß ein öffentlicher Park seien, sondern bewusst Orte der Bestattung, auch wenn dies Mitte der Neunzigerjahre anders diskutiert worden sei, so Frank. Künftig gebe es auch einen Bestattungs-Anspruch für Eltern totgeborener Kinder sowie früherer Einwohner, die etwa in Heimen in anderen Kommunen sterben. Rechtliche Grundlagen gebe es nun auch für anonyme Bestattungen von Urnen oder Beisetzungen außerhalb der Dienstzeiten der Friedhofsverwaltung.
Vor allem aber gebe es bald „zwei völlig neue Bestattungsformen“, erläutert der Standesbeamte Dieter Haas. Nun könnten die bereits vor Jahren angelegten Grabkammern mit einer von 25 auf 15 Jahre verkürzten Ruhefrist genutzt werden. Außerdem wird von Friedhofsgärtnern, einem Steinmetz und der Treuhandstelle für Dauergrabpflege Hessen-Thüringen GmbH der Service der Urnenkomplettgräber angeboten. Für einen Pauschalbetrag kann ein Grab mit Grabstein und der Pflege über 25 Jahre erworben werden. Treuhand-Prokurist Thorsten Baege betonte, das Geld sei konkurssicher angelegt. Für das mitten auf dem Friedhof mit Grabsteinen und Blumen angelegte Musterfeld mit 70 Plätzen gebe es bereits mehrere Interessenten, so die Friedhofsverwalterin Susanne Förster. Damit reagiere man auf das Problem, dass sich die Angehörigen nicht mehr dauerhaft um die Grabpflege kümmern könnten. Eine solche Grabpflege koste etwa 100 Euro im Jahr, sei um 50 Prozent billiger, als Einzelpflege-Angebote, so Meusert. Die Wahl besteht zwischen Urnen-Reihengräbern (2500 Euro) und Urnen-Wahlgräbern (4900 Euro), die mehrere Beisetzungen und verlängerte Ruhefristen ermöglichen.
Einen Wandel gibt es auch bei den Urnenbestattungen. Noch Anfang der Neunziger hätten sie nur einen Anteil von einem Viertel gehabt, heute liege er bei zwei Dritteln, erläutert Haas. Insgesamt gab es 2006 in Bad Vilbel 229 Bestattungen, in 2007 waren es 218. Auf den Friedhöfen ruhen etwa 15 000 Verstorbene in 5000 Grabstätten, schätzt die Verwaltung.
Urnenwände liegen dabei offenbar nicht mehr im Trend. Sie seien meist nur gewählt worden, weil es keine Alternative gegeben habe, sagt der Friedhofsgärtner Thomas Meusert. Angehörige wollten jedoch einen Ort der Erinnerung, deshalb sei die Erdbestattung der Urnen auf Grabfeldern nun so gefragt. Meusert kritisiert die erst vor kurzem nach Senkungsschäden sanierten grauen Urnenhochwände, die weiter ungenutzt sind. Eine Fehlplanung seien auch die Turbo-Grabkammern.