Die Schönecker Arbeitsgemeinschaft (Arge) hat Grund zu feiern: Am 10. September 1974 wurde die Arge zur Förderung europäischer Partnerschaften gegründet. Mit einer akademischen Feier erinnerte die Arge kürzlich in der SKV-Halle in Büdesheim an die Anfänge und die vergangenen vier Jahrzehnte.
Schöneck. Parallel zum runden Geburtstag der Arge besuchte der Fanfarenzug „La Renaissante“ aus der Schönecker Partnerstadt Anould das Blasorchester Büdesheim. Das Wiedersehen der beiden Orchester wurde mit einem Weinfest gefeiert. Arge-Vorsitzender Michael Kaschel hielt in seiner Begrüßungsrede in deutscher und französischer Sprache einen kurzen Rückblick. „Die Zukunft der jungen Leute unserer beiden Länder ist für uns alle wichtig“, sagt Kaschel.
Er sei sich nicht sicher, ob es Förderer von europäischen Partnerschaften in Berlin, Budapest oder Brüssel gebe, doch es gebe sie sicher bei den Vereinen. Weil dies so bleiben solle, habe die Arge auch in Zukunft Bedeutung. Bürgermeisterin Conny Rück (SPD) erklärt, dass die Partnerschaften für das friedliche Zusammenleben einen großen Beitrag geleistet hätten. „In den vergangenen 40 Jahren haben Vorstand und Arge-Mitglieder viel getan und erreicht für die Grundlage von Freundschaft und Anerkennung untereinander“, sagt Rück.
Gelebte Partnerschaft
Die Verständigung zwischen den Kulturen habe die Grundlage für ein lebendiges Europa geschaffen. Der frühere Schönecker Bürgermeister Erwin Schmidt (SPD) erinnerte daran, dass die Gemeindevertretung in Büdesheim 1968 beschlossen habe, eine Verschwisterung mit einer französischen Gemeinde einzugehen. Zur ersten Delegation, die nach Anould gereist sei, gehörten der damalige Bürgermeister Wolfgang Kloss, Beigeordneter Harry Lefort und Alfred Nanz. Die Partnerschaft sei 1970 offiziell besiegelt worden.
Mit Fusion von Büdesheim, Oberdorfelden und Kilianstädten zur neuen Gemeinde Schöneck sei die Partnerschaft auf die neu entstandene Gemeinde übertragen worden. Am 20. Oktober 1973 fand die Unterzeichnung des Verschwisterungsvertrages in Anould statt, am 15. Juni 1974 in Schöneck. „Obwohl die Bewohner von Anould im Zweiten Weltkrieg unter den Angriffen der deutschen Armee zu leiden hatten, war es der Gedanke der Versöhnung, der von Anfang an zu spüren war“, sagt Schmidt. Die Arge habe immer aktiv zur gelebten Partnerschaft beigetragen. Federführend nannte er Anneliese Ettlinger und Thorsten Weitzel. Auf französischer Seite seien Claudine und Pierre Noel als Motoren der Verschwisterung aufgetreten.
Ex-Bürgermeister Ludger Stüve (SPD) berichtet, wie es zur Städtepartnerschaft mit Gyomaendröd in Ungarn vor zwölf Jahren gekommen ist: Die Gemeindevertretung habe beschlossen, eine Partnerschaft mit einer osteuropäischen Stadt einzugehen. Getragen sei dies von einer Euphorie gewesen, die sich in der Europäischen Union (EU) durch den Beitritt verschiedener osteuropäischer Staaten zur EU am 1. Mai 2004 ergeben habe. Jürgen Dettmering, der in Gyomaendröd häufig an internationalen Käfertreffen teilgenommen habe, habe den Weg geebnet.
„Wir hatten einen absoluten Glücksgriff getan, denn Gyomaendröd war in seiner Geschichte stark von Deutschen geprägt worden“, sagt Stüve. Der Ortsteil Gyoma sei ursprünglich eine Siedlung von Banater Schwaben gewesen, die Maria Theresia dort angesiedelt habe. Am 23. Oktober 2003 wurden die Urkunden zur Städtepartnerschaft unterzeichnet. Besonders verdient gemacht um die Partnerschaft mit Gyomaendröd, habe sich Volker Ohl, auf ungarischer Seite Szuj Szold.
„Angesichts der menschlichen Tragödien, die wir aktuell mit Flüchtlingen erleben, ist es umso wichtiger, die Begegnungen der Menschen unserer Städte zu intensivieren“, sagt Stüve. Claudine Noel erinnert aus französischer Sicht an den Austausch der Schulen untereinander, Jugendfreizeiten und viele emotionale Momente.