Bad Vilbel und Karben haben ihren Erfolg im Bereich der Stadtentwicklung zu einem nicht unerheblichen Teil den guten Anbindungen an Frankfurt zu verdanken. Das galt bereits für die Reiserouten in der Römerzeit, heute ist es vor allem die S-Bahn, die die Anbindung beider Städte so attraktiv macht. Ein neuer Vertrag mit der ZOV, dem Zweckverband der oberhessischen Versorgungsbetriebe, soll den 15-Minuten-Takt der S 6 auch für die nächsten Jahre sichern und noch dazu den Kommunen Geld sparen.
Bad Vilbel/Karben. Mit der Einführung des Rhein-Main-Verkehrsverbundes im Jahre 1995 erfolgte eine Umstellung des S-Bahn-Verkehrs zwischen Bad Vilbel und Frankfurt, ein 15-Minuten-Takt wurde eingeführt. Damit auch Dortelweil und Karben von den schnelleren Frequenzen profitieren können, einigten sich die damaligen lokalen Aufgabenträger des Wetteraukreises mit den beiden Kommunen Bad Vilbel und Karben darauf, dass sie einen finanziellen Anteil an dem höheren Takt leisten sollen.
Die Berechnungsgrundlage der Beiträge wurde anhand der Einwohnerzahlen beider Städte, den Haltestellenabfahrten und der jeweiligen Streckenkilometer festgelegt.
Die Nachbarstädte Bad Vilbel und Karben sind in den vergangenen Jahrzehnten unterschiedlich gewachsen, Bad Vilbel von knapp 26 000 Einwohnern auf 32 000 Einwohner, Karben von 20 000 Einwohnern auf knapp 22 000. Diese Einwohnerverschiebungen hätten zur Folge, so der Antrag für die Stadtverordnetenversammlung, dass Bad Vilbel nicht mehr 54 Prozent der Kosten übernehmen müsse, sondern 56 Prozent, das wären 103 089 Euro von den gesamten 184 087 Euro.
Ausstiegsklausel
„Wir wollen den 15-Minuten-Takt auch weiterhin, erklärt der erste Stadtrat Jörg Frank (CDU) in Bad Vilbel. Der Karbener Bürgermeister Guido Rahn (CDU) sieht das genauso: „Da kann ich nur zustimmen. Unsere Bahnhöfe werden so stark frequentiert, gerade morgens und abends sind die Bahnen immer voll.“
Er fährt fort: „Es wäre undenkbar, wenn da auf einmal die Hälfte der Züge fehlen würde.“ Mit dem neuen Vertrag wird das Arrangement mit der Deutschen Bahn langfristig festgemacht, erst im Jahre 2025, fünf Jahre vor Vertragsende, müsse man sich wieder zusammensetzen.
Hinzu kommt noch, dass beide Kommunen Geld einsparen können. So arbeitet der Rheim-Main-Verkehrsverbund (RMV) momentan auf eine Finanzreform hin, die die ZOV, zuständig im Auftrag des Wetteraukreises für den ÖPNV, deutlich entlasten könnte. Doch das sei noch nicht beschlossen, heißt es im Antrag. Die Langfristigkeit des neuen Vertrages bietet dem ZOV eine gewisse Rechtssicherheit, weshalb Bad Vilbel in Zusammenarbeit mit dem ZOV von dieser Finanzreform profitieren könnte.
Doch birgt diese Abmachung vor allem ein Risiko für die beiden Kommunen, nämlich dass während der langen Vertragslaufzeit erneut eine Finanzreform beim RMV stattfindet und die Vorteile somit hinfällig werden würden. Damit das nicht geschieht, wurde dieser Fall für die Kommunen in einer entsprechenden Ausstiegsklausel berücksichtigt.
Win-Win-Situation
Die Partnerschaftsfinanzierung errechnet sich mit dem neuen Vertrag erneut aus der Streckenlänge, den Haltestellenabfahrten und der Anzahl der Einwohner, die von der Taktverdichtung profitieren. Sollte alles glatt laufen, wäre es eine „Win-Win-Win-Situation“ für alle Beteiligten.
Auch wenn sich für den einzelnen Fahrgast wenig ändert, weiß Stefan Klöppel, Leiter von ZOV-Verkehr, warum der 15-Minuten-Takt ein so großer Vorteil ist: „Wir haben in der Summe einfach mehr Fahrzeit und somit weniger Wartezeit. Wir sind uns der Anfälligkeit des Systems bewusst und wollen hiermit ein Signal setzen, dass uns das nicht egal ist“, versichert Klöppel.
„Für uns als Kommune wäre dieser Vertrag sehr vorteilhaft“, erklärt Jörg Frank unter Guido Rahns Zustimmung. In Bad Vilbel sei der Antrag auf Vertragsschluss schon beim Magistrat gewesen, müsse nun aber noch seinen Weg durch die Stadtverordnetenversammlung sowie den Dortelweiler Ortsbeirat finden.
Gut fürs Netz
Stefan Klöppel fügt hinzu: „Für uns ist es natürlich von Interesse, dies Bad Vilbel und Karben zu ermöglichen, in beiden Städten wurde viel für die Infrastruktur getan.“ Als Beispiel nennt er die Schnellbuslinie zwischen Karben und Königsstein. „So stützt das dann natürlich auch das gesamte Netz“, so Klöppel.