Eine Ortsbeiratssitzung mit mehr als 150 Besuchern, das hat Ortsvorsteher Klaus Ditzel (SPD) noch nie erlebt. Auf der Tagesordnung stand die Information zur Unterbringung der Flüchtlinge in der Nidderhalle.
Schöneck. Zunächst gab Bürgermeisterin Conny Rück (SPD) einen kurzen Überblick über den aktuellen Stand der Zuweisung der 30 Flüchtlinge für diese Woche. „Mittwoch vergangener Woche erhielt ich um 17.30 Uhr den Anruf aus dem Landratsamt, dass Schöneck am 30.Oktober 30 weitere Flüchtlinge aufnehmen muss“, schilderte Rück zum Telefonat.
Bisher konnte man in Absprache mit der Behörde den Termin um einige Tage hinauszögern, bis angemessene Unterkünfte gefunden waren. „Das war dieses Mal anders. Der Termin war nicht mehr verrückbar, obwohl wir momentan keine freien Unterkünfte mehr haben. Nach Beratung im Haus und auch mit den Sportvereinen entschieden wir uns dann für die Nidder-Halle in Oberdorfelden, weil sie mit Toiletten und Waschräumen die notwendige Infrastruktur bereits aufweist“, erklärte Rück.
Vereine verzichten
Zwar stünden in nächster Zeit weitere leere Wohnungen zur Verfügung, doch nicht auf die Schnelle. Weil für Schöneck bis zum Jahresende eine Gesamtzahl von 164 Flüchtlingen vorgesehen sei, derzeit aber nur 101 eine Bleibe in der Gemeinde gefunden hätten, sei mit weiteren 30 Flüchtlingen bis zum Ende des Jahres hin zu rechnen.
Aus diesem Grund rechnet die Bürgermeisterin auch mit einer Belegung der Nidderhalle bis in den kommenden März. Ausdrücklich dankte sie noch einmal den Vereinen für ihr Verständnis. „Weil alle auf einen Teil ihrer Trainingseinheiten verzichtet haben, konnten wir auf andere Sportstätten ausweichen“, freute sich Rück über das Entgegenkommen.
Als die Runde für Fragen der Bürger freigegeben wurde, zeigte sich sehr schnell, dass die Meinungen sehr geteilt waren. Die einen äußerten Angst für sich und ihre Kinder vor so vielen Flüchtlingen an einem Ort, zumal es sich ausschließlich um junge alleinstehende Männer handeln solle.
Die anderen Teilnehmer meinten, vor negativer Stimmungsmache gegen Asylanten warnen zu müssen. „Das sind doch Menschen, die aus ihrem Land vor dem Krieg geflohen sind und keine Verbrecher und Vergewaltiger“, warnte eine ältere Dame inständig. Doch dieser Hinweis konnte die Sorgen vieler Bürger nicht überdecken: „Kann die Gemeinde die Männer nicht wenigstens mit Hilfsarbeiten tagsüber beschäftigen, damit sie nicht nur rumsitzen müssen? Wie kann man den Menschen unser Wertesystem vermitteln?“, lauteten nur zwei der Fragen.
Ehrenamt soll helfen
Hilfe könne da nur von privater Seite, also von Ehrenamtlichen, kommen, darin war man sich schnell einig. Denn für die Kommunen allein sei diese Herausforderung einfach zu groß. Hingucken, die Probleme der Asylanten zu verstehen suchen und auf die Menschen zugehen, das waren nur einige der Ratschläge.
„Wir können die Herausforderung nur meistern, wenn wir es alle zusammen versuchen. Wir haben keine Alternativen, deshalb lassen Sie uns gemeinsam das Beste daraus machen“, rief die Rathauschefin unter dem Beifall der meisten zur Geschlossenheit auf. Doch Sorgen und Ängste bleiben. Das schien auch am Ende der fast zweistündigen Versammlung allen Teilnehmern bewusst.