Zwei Wochen früher als geplant ist der neue Nidda-Radweg zwischen Karben und Bad Vilbel fertig. Seit Donnerstag ist er offiziell freigegeben. Und die nächsten Radweg-Projekte in Karben nähern sich der Startlinie.
Karben. Es ist just diese Minute, als die Sonne durch den Hochnebel bricht. Christine Dächert aus Okarben blinzelt mit den Augen. „Wie schön, das passt ja!“ Sie hat an diesem Donnerstagmittag mit ihrem Fahrrad auf dem Niddaradweg bremsen müssen. In Höhe von Klein-Karben blockiert eine Handvoll Menschen die Durchfahrt.
Das Blockieren des Niddaradwegs ist nicht ihr Ziel, ganz im Gegenteil: Die Offiziellen geben in dieser Minute die neue Strecke zwischen Karben und Bad Vilbel für den Verkehr frei. 250 000 Euro teuer, zu drei Vierteln vom Land bezahlt: Die neue Route führt 1,4 Kilometer lang in einer langen Kurve auf dem neuen Hochwasserdamm um jenes Areal herum, auf dem im Frühjahr der Fluss renaturiert worden war.
Seitdem fließt die Nidda im neuen Bett. Wasser plätschert dort, wo bisher der Radweg verlief – neben dem Damm, der spontane Blicke auf den in sein Kanalkorsett kastrierten Fluss verhinderte.
2016 geht’s weiter
Der Schnipp mit den Scheren ist schnell gemacht. Ekkehart Böing aus dem Karbener Rathaus hat ein rot-weißes Band über den Weg gespannt. Bauleiter Marius Niewienda von der Firma Jost aus Weilmünster hält es auf einer Seite einfach fest. Böing ist zugleich Geschäftsführer des Zweckverbandes Niddaradweg. In ihm haben sich die Kommunen am Fluss und der Wetteraukreis zusammengetan, um den Flussradweg auszubauen.
Der Gewässerökologe Gottfried Lehr hat unter anderem diesen, gut einen Kilometer langen Klein-Karbener Abschnitt für die Frankfurter Gerty-Strohm-Stiftung renaturiert. Auch die Planung für den nächsten Teil der Karbener Renaturierung stammt von ihm: Auf 1,5 Kilometern Strecke zwischen ASB-Altenzentrum in Groß-Karben und dem Günter-Reutzel-Sportfeld des KSV Klein-Karben soll die Nidda als nächstes umgestaltet werden.
Hat die Natur außerorts Vorrang erhalten, steht die Nutzbarkeit des Flusses als Naherholungsgebiet im innerstädtischen Abschnitt stärker im Vordergrund. „Die Genehmigung ist auf dem Weg“, freut sich Fachmann Ekkehart Böing. Abstimmungen mit der Telekom wegen Leitungen im Damm laufen zwar noch. Und auf eine Finanzierungzusage des Landes warte man noch, sagt Bürgermeister Rahn.
Das Warten lohnt sich: Zwischen 70 und 85 Prozent der Baukosten soll das Land tragen. Alles in allem soll die innerstädtische Renaturierung zwei Millionen Euro kosten. „Unser Ziel ist, dass wir das im Herbst 2016 umsetzen“, so Rahn.
Ebenfalls im kommenden Jahr soll das Karbener Radwegenetz weiter wachsen. Ganz frisch habe das Land Fördergeld freigegeben für den Radweg Petterweil–Burgholzhausen. Rund eine Viertelmillion Euro soll der Ausbau kosten, erklärt Rahn. Bereits in diesem Jahr war der Radweg Eckhardsgraben–Petterweil gebaut worden. Bereits im Vorjahr war die Verbindung Ober-Erlenbach–Eckhardsgraben entstanden.
Fehlt nur noch ein Projekt, damit das Radwegnetz im Karbener Westen komplett ist. Über 2,3 Kilometer soll eine Verbindung zwischen der Siedlung Eckhardsgraben und Kloppenheim entstehen. „Dort könnten wir auch loslegen“, sagt Guido Rahn. Doch könne die Stadt nicht so viele Projekte gleichzeitig stemmen. Denn sie muss die Kosten vorfinanzieren und erhält dann das Fördergeld vom Land über mehrere Jahre verteilt ausgezahlt. Deshalb liefen Verhandlungen mit dem Land auf schnellere Auszahlungen der Fördersummen.
Kühe fehlen
Denn auch an zwei weiteren Stellen sollen neue Radwege entstehen: Zwischen Burg-Gräfenrode und Ilbenstadt hofft der Bürgermeister, 2017 bauen zu können. Zwischen Rendel und Gronau möchte er das gern ebenfalls. „Aber dort ist die Lage noch sehr verzwickt.“
Ganz anders am Niddaradweg: Der ist nun fertig, ebener Asphalt, darauf surren die Räder der Drahtesel und Inline Skates perfekt. Eine breite Grasbankette wächst in nächster Zeit noch direkt daneben, als bequemer, weicher Weg für Spaziergänger und Jogger. Guido Rahn spricht Radlerin Christine Dächert an: Ob Sie auch unzufrieden ist? Sie schaut ihn mit großen Augen an. „Bis jetzt bin ich zufrieden.“ Ihr Mitradler ergänzt: „Fehlen nur noch die Kühe zum Gucken.“
Aber dass der Radweg nun in einem Bogen um die Renaturierung herum verläuft? „Damit habe ich kein Problem“, sagt Christine Dächert. „Man kann halt nicht renaturieren und trotzdem weiter direkt an der Nidda entlang fahren, man kann nicht alles haben.“
Jetzt aber muss sie weiterfahren. Auf dem Dottenfelderhof in Bad Vilbel die Einkäufe erledigen. (den)