Karben. Mit sichtlich großer Erleichterung, auch bei den hauptamtlichen Magistratsmitgliedern – „das ist wohl der wichtigste Tagesordnungspunkt heute Abend,“ leitete Bürgermeister Roland Schulz (SPD) die Abstimmung ein – verabschiedete am Freitagabend die Stadtverordnetenversammlung die Stellungnahme der Stadt zur Planfeststellung für den Neubau der Ortsumgehung um Groß-Karben. Lediglich die Grünen blieben weiterhin bei der Ablehnung des Bauvorhabens.
Nach eingehender Erörterung in den Ausschüssen und auch in den betroffenen Ortsbeiräten in den vergangenen Tagen war wenige Stunden vor der Abstimmung noch einmal Hand an die achtseitige Vorlage mit den sieben Änderungswünschen angelegt worden. So wurde beispielsweise auf Anregung des Ortsbeirates Groß-Karben aus einem Prüfungsauftrag an das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Gelnhausen eine eindeutige Aufforderung, nämlich Maßnahmen zu ergreifen, dass die Anbindung der Zufahrtsstraße zum Reiterhof Cost später nicht als Schleichweg genutzt werden kann. Auch bei der Zufahrt zum Toom-Markt an der B 3 soll die Hessische Landgesellschaft als Eigentümerin des Grund und Bodens nicht allein den städtebaulichen Entwicklungsplan und das Verkehrsgutachten erstellen, sondern dies soll auf Wunsch des Ausschusses nun gemeinsam mit der Stadt erfolgen.
Da in der Einleitung der Stellungnahme aber festgestellt wird, dass die Stadt grundsätzlich den Neubau der Ortsumgehung um Groß-Karben im Zuge der L 3351/ K 246 (Nordumgehung) befürwortet, und im Übrigen ihre Anregungen und Empfehlungen im Raumordnungsverfahren im Jahr 2001 bereits weitestgehend aufgenommen wurden, ist davon auszugehen, dass die neuerlichen Änderungswünsche dem Regierungspräsidium Darmstadt als zuständiger Behörde keine allzu großen Sorgen bereiten werden.
Mit Ausnahme der Grünen dankten an diesem Abend deshalb auch alle Redner vor allem der Bürgerinitiative „Nordumgehung – jetzt“, die sich beispielhaft für das Projekt eingesetzt und auch in zahllosen Einzelgesprächen versucht habe, die Gegner von der Notwendigkeit des Baus der Umgehungsstraße zu überzeugen. SPD-Fraktionschef Thomas Görlich wies deshalb noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass allen Politikern bewusst sei, dass die Baumaßnahmen ein Eingriff in die Landschaft darstellten und dass sich die Anwohner deshalb Sorgen machten.
Allerdings stehe die Beeinträchtigung der Naherholungsbereiche im Norden von Groß-Karben dem baulichen Verfall eben dieses Ortsteils und den dauernden Verkehrsstaus in der Innenstadt gegenüber. Die sorgsame Abwägung des Für und Wider haben dann bei der Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung und in der Bevölkerung zur Unterstützung des Baus der Umgehungsstraße geführt. In einem nächsten Schritt werden nun die Bürger und Institutionen, die in dem Anhörungsverfahren Stellung bezogen haben, zu einem mündlichen Erörterungstermin eingeladen. Gemeinsam mit Sachverständigen soll in diesem Termin dann über die Anregungen oder Einwände gesprochen und möglichst gleich entschieden werden.
Es folgt der Planfeststellungsbeschluss durch das Verkehrsministerium, gegen den noch einmal geklagt werden kann. Erst nach Rechtskraft dieses Beschlusses entsteht Baurecht. Trotz aller Vorsicht rechnet man im Darmstädter Regierungspräsidium damit noch in diesem Jahr.