Veröffentlicht am

Druck „auf die Tube“!

Ausbau der Niddertalbahn: Schneller planen – Streit um Zuständigkeiten

Einst kurz vor der Stilllegung, heute stark nachgefragt: Die Strecke des Stockheimer Lieschens, hier am Gronauer Bahnsteig, soll erweitert werden. Foto: Kopp
Einst kurz vor der Stilllegung, heute stark nachgefragt: Die Strecke des Stockheimer Lieschens, hier am Gronauer Bahnsteig, soll erweitert werden. Foto: Kopp

Bad Vilbel will, was den Ausbau der Niddertalbahn zwischen Frankfurt über Bad Vilbel, Gronau, Niederdorfelden, Schöneck und Nidderau bis nach Glauburg-Stockheim angeht, auf die Tube drücken. Im Stadtparlament herrschte große Einigkeit, was einen strafferen Zeitplan angeht. Nur einer witterte Wahlkampf hinter dem Antrag von CDU und FDP.

 

Bad Vilbel / Schöneck / Niederdorfelden. Nicht nur Bad Vilbeler stöhnen unter dem immensen Verkehrsdruck, der täglich auf der L 3008 (Büdinger Straße) und der B 521 (Friedberger Landstraße) zu spüren ist. Ein Ausbau ist hier so gut wie nicht möglich, die Schiene ist ein dringend benötigtes Transportmittel. Doch die Zeit drängt, will man den Ausbau hier über die Bühne bekommen. Denn noch vor dem Jahr 2022 müssten Studien und Planungen für einen Ausbau der Strecke, zumindest mit Begegnungspunkten an reaktivierten Bahnhöfen, wenn nicht sogar einem Ausbau auf zwei Gleisen abgeschlossen sein. Denn dann müssen Ausschreibungen für den Betrieb ab dem Jahr 2028 erfolgen. Und fünf Jahre Bauzeit seien einzukalkulieren, hatte nicht nur Bad Vilbels Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU) angemerkt.

Wie die Heringe

Deswegen könne die Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr (AGNV), ein Zusammenschluss der Anrainerkommunen, des Main-Kinzig-Kreises und des Wetteraukreises mit Sitz in Nidderau, auch nicht warten, bis die Erweiterung der Main-Weser-Bahn mit weiteren Gleisen für die S 6 zwischen Frankfurt und Bad Vilbel erfolgt ist. Doch genau diese Perspektive ergab eine Antwort aus dem Verkehrsministerium nach einer „Kleinen Anfrage“ des Bad Vilbeler Landtagsabgeordneten Jörg-Uwe Hahn (FDP). Demnach wolle Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) erst einmal abwarten.

„Das klappt so nicht, selbst wenn wir das große Ziel der Elektrifizierung einmal zur Seite schieben“, machte Frank dann auch klar. „Die Linie ist morgens knallvoll, spätestens ab Schöneck-Büdesheim können die Fahrgäste gar nicht mehr umfallen. Und wer in Gronau zusteigt, steht wie ein Hering bis Frankfurt.“ Frank treibt gemeinsam mit dem MKK-Kreisbeigeordneten Matthias Zach (Grüne) das Projekt maßgeblich voran. Bad Vilbel sei durch den Bau von B 3a, Nordspange und Nordumgehung seiner Verpflichtung nachgekommen, nun müsse das Land die Infrastruktur verbessern.

Dem schloss sich Karl-Peter Schäfer (CDU) an. Er ist nicht nur als Mitglied des Aufsichtsrats der Verkehrsgesellschaft Oberhessen Experte und Mitglied im AGNV, sondern auch als Ortsvorsteher Gronaus im Sinne seiner Bürger involviert. „Jörg Frank hat hier eine hohe Kompetenz vorzuweisen. Das Stockheimer Lieschen sollte erst aufgegeben werden, dann ist es eine Erfolgsgeschichte geworden, auch, weil entlang der L 3008 Baugebiet auf Baugebiet folgt, die Straßen übervoll sind. Nun muss ein neues Konzept her.“

Falsche Informationen

Doch der Antrag für schnellere Planungen war Ralph Mallmann (DNF) zu tendenziös. Darin ging es um die Aufnahme schneller Gespräche mit dem Ministerium mit dem deutlichen Hinweis auf den zu späten Termin. Zusätzlich solle auch das Gespräch mit dem Regionalverband Frankfurt Rhein-Main gesucht werden.Mallmann zweifelte an, dass das Ministerium so lange warten wolle. Außerdem seien die Kreise und der RMV für die Planungen zuständig, nicht das Ministerium. „Das ist eine Aufgabe der Kreise.“ Auch er bekräftigte, dass alles vom Ausbau der S 6 abhänge. Auch er wolle die Erweiterung, „hier wird aber mit falschen Informationen gearbeitet“, nahm er den grünen Minister in Schutz. Und er empfahl, den Antrag zurückzuziehen.

Doch das Ministerium sei sehr wohl beteiligt, konterte Schäfer. Denn dort müssten Fördergelder beantragt werden. Auch die Raumplanänderung laufe in Wiesbaden. Und selbst der Grüne Jens Matthias nannte den Ausbau der Bahn „elementar wichtig“. Nur solle keine „Personifizierung in Wiesbaden“ betrieben werden. Das wiesen Schäfer und Frank von sich.

Letztlich stimmte das Bad Vilebler Stadtparlament dem Antrag einstimmig zu – bei Enthaltung von Mallmann.