Das war selbst für die Stadtplaner und Geschäftsleute überraschend: Auf Platz vier bundesweit führt eine Studie des Instituts für Internationales Handels- und Distributionsmanagement (IIHD) im Auftrag des Magazins „Wirtschaftswoche“ Bad Vilbel. Für den Stadtmarketing-Vorsitzenden Kurt Liebermeister eine Bestätigung, aber auch ein Auftrag.
Bad Vilbel. Seit 1983 lebt Kurt Liebermeister in Bad Vilbel, seitdem hat sich vieles in dieser Stadt der Quellen geändert. „Das war eine dörfliche Struktur. Die Frankfurter Straße war Hauptdurchgangsstraße nach Frankfurt, der Verkehr quetschte sich durch, der Einzelhandel war nicht attraktiv.“ Seitdem sei viel entstanden, Bildung, Kultur mit dem Leuchtturm Burgfestspiele, Verkehrswege.
Bedeutende Wirtschaftsunternehmen wie Arzneimittelhersteller Stada, FFH, First Data und Lahmeyer International seien gekommen. Und auch in der Innenstadt habe sich vieles gewandelt. Das bezeugt die Studie im Auftrag der „Wirtschaftswoche“, auf die die Gestalter der Stadt recht stolz sind. Dargestellt wird hier die Situation des Einzelhandels in deutschen Mittelstädten und dessen Entwicklung in den vergangenen elf und den vergangenen drei Jahren.
Am Ball bleiben
Bad Vilbel landete bundesweit auf Platz vier, in Hessen auf Platz eins. Weitere Wetterauer Städte sind Bad Nauheim auf Platz 94, Friedberg auf 149, Karben auf 218 und Büdingen auf Platz 569.
Optimierungspotenzial sah die Studie nur noch beim „Zentralitätsfaktor“. Noch gelinge es Bad Vilbel nicht, die Kaufkraft aller Bewohner komplett in der Stadt zu bündeln. „Hier darf man die neun Kilometer bis zur Weltstadt Frankfurt nicht vergessen“, will Liebermeister den Erfolg dadurch nicht geschmälert wissen. Doch man müsse am Ball bleiben.
Vor allem bei der Drei-Jahres-Betrachtung sei die Neue Mitte mit „wichtigen Ankermietern“ voll zum Tragen gekommen. Mit den wenigen Leerständen gehe das Stadtmarketing aktiv um, das sehe man am ehemaligen Schleenbecker und am Grünen Weg, wo neue Geschäftsmodelle entstünden.
Doch begonnen habe alles viel früher, nämlich bei der „Einfachen Stadterneuerung“. Liebermeister erinnert sich zurück. Ludwig-Quelle statt Marktplatzzentrum, der völlig abrissreife Luisen-Brunnen statt der Bad Vilbeler Volksbank und vor allem der schnöde Zentralparkplatz statt der Neuen Mitte. Liebermeister kann noch weit mehr Beispiele aufzählen. Doch stattdessen schaut er lieber in die Zukunft: So arbeite der Arbeitskreis Innenstadt am Konzept „Bad Vilbel 2020“. Nächster Schritt: öffentliches W-Lan in der Innenstadt, mit direktem Verweis auf die Geschäfte. „Hier gibt es Gespräche mit Anbietern“, Anfang kommenden Jahres sollen die Planungen konkreter werden.Auch der von Jörg Frank vorgestellte Mittelweg (vgl. Bericht oben) könne die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt deutlich nach oben schrauben. Zumal die Frankfurter Straße nie völlig verkehrsberuhigt werden könne, so dass hier ruhigere Flecken entstehen könnten.
Auch Entwicklungen, die sich nicht unmittelbar in der Innenstadt abspielen, werfen bereits Schatten voraus. „Wenn das Kombibad kommt, wird sich die Zusammenarbeit mit der Hotellerie ergeben, die Wellness mit einem Besuch der Burgfestspiele und eben auch einer Shopping-Tour verbindet. Das ist eine große Möglichkeit für die Stadt, weiter zu wachsen“, ist Liebermeister überzeugt. Doch noch sei es nicht soweit.