Bad Vilbel. Die Friedensbotschaft ist zentraler Bestandteil aller Welt-religionen. Sie wurde und wird von Herrschern, Regierungen und den Kirchen selbst bis heute immer wieder für religiös motivierte Kriege „verbogen“. Auf diesen eklatanten Missstand weist der walisische Komponist Karl Jenkins (64) mit seinem in England im April 2000 uraufgeführten Werk „The Armed Man – A Mass For Peace“ hin.
Die Friedensmesse feierte ihre Premiere in der Quellenstadt am Samstag in der St.-Nikolaus-Kirche. Aufgeführt wurde sie vom örtlichen Chor „zwischenTöne“ und dem Südhessischen Kammerorchester mit Konzertmeisterin Regine Neubert unter Leitung von Herbert Helfrich. Zu den Mitwirkenden gehörten der Muezzin Saliha Sabri von der muslimischen Gemeinde Bad Vilbel, der „Adhaan“, den muslimischen Gebetsaufruf, durch die christliche Kirche erschallen ließ, und Sprecherin Bettina Friehmelt, die mit Texten wie dem „Charge – Angriff“ und dessen Textpassage „Gesegnet ist, wer für sein Land stirbt“ an die unselige Allianz zwischen Kirche und Staat erinnerte.
Begrüßt wurden die Konzertbesucher von Pfarrer Herbert Jung. Zu den Gästen gehörten Hakan Cicek, Vorsitzender der türkisch-islamischen Gemeinde der Stadt, Barbara Huber-Rudolf, Referentin für den christlich-islamischen Dialog im Bistum Mainz der katholischen Kirche, und Susanna Faust, Beauftragte für interreligiöse Fragen des Zentrums Ökumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.
Pfarrer Jung erinnerte daran, dass 18-Jährige vom Staat mit dem Hinweis auf ihre Wehrpflicht Einladungen „zur Übung für den Krieg“ erhielten. Wichtiger wäre eine Einladung zur Übung für den Frieden, mahnte er.
Die Friedensmesse ist den Opfern des Kosovo gewidmet und basiert auf dem französischen Lied „L’ homme armée“ aus dem 15. Jahrhundert. Rückblickend thematisiert wird vom Komponisten das kriegsbeladene und zerstörerische vorige Jahrtausend, das eine Zeit der großen Kriege war. Verbunden ist die Messe, die zur Versöhnung der Kulturen und Religionen aufruft, mit der Hoffnung auf ein neues, friedvolleres Jahrhundert.
In das aufwendige instrumentale Stück ist der Gebetsruf eines Muezzins integriert. Dem folgt ein Kyrie, das unter anderem brasilianische Schlagzeugrhythmen verwendet. Gregorianik steht für Mittelalter und Kreuzzüge. Südamerikanische und keltische Folklore stehen wie Elemente aus der Popmusik für die Gegenwart. Marschrhythmen, Fanfaren und Pauken beschworen Krieg und Gewalt. Sanctus und Hymne vor dem Kampf verwiesen auf das Segnen von Waffen. Mit dem Choral „Frieden ist besser“ endete die Messe. Er drückt das Sehnen nach Frieden aus.