Bad Vilbel. Sofern das Haus Frankfurter Straße 58 in die Gestaltung der Neuen Mitte einbezogen wird, ist der Erhalt seiner Fachwerkfassade nicht gesichert. So hat es das Stadtparlament mit den Stimmen von CDU und Raimo Biere (FDP) beschlossen. Anders als das Nachbarhaus Nummer 60 steht es nicht unter Denkmalschutz.
Die SPD, die im Planungs- und Bauausschuss wegen des maroden Zustands ihre Forderung nach Aufnahme in den Denkmalschutz zurück gezogen hatte, bekräftigte sie nun vor der letzten Entscheidung im Parlament durch die Rückkehr zu ihrem ursprünglichen Antrag.
Trotz der Unterstützung durch B90/Grüne und Ottmar Dauterich (FDP) unterlag sie damit ebenso wie mit ihrem Bemühen, wenigstens das Erscheinungsbild zu erhalten. Der Mehrheitsbeschluss beinhaltet, dass der Magistrat vor dem Abschluss eines Kaufvertrages mit einem Investor eine Studie vorzulegen hat, aus der die Fassadengestaltung zur Frankfurter Straße ersichtlich ist. Als „Wunsch“ äußert die CDU, „dass eine ansprechende Stadtgestaltung in diesem Bereich auch mit Rücksichtnahme auf das unter Denkmalschutz stehende Nachbarhaus entsteht“. Seine Fraktion wolle „sich nicht festlegen lassen“, erklärte CDU-Fraktionschef Josef Maetz. „Wenn uns ein Architekt Pläne vorlegt, die uns gefallen, muss es nicht aussehen wie jetzt.“ Dass der Erhalt der Fassade Priorität genieße, unterstrich Jens Völker (CDU). Änderungen seien sogar wünschenswert im Hinblick auf eine barrierefreie Gestaltung und auf die Veränderung der Schaufenster, meinte Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU).
„Lächerlich“ nannte SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Callies diese Argumente und die Studie vor dem Kaufvertrag sei „nichts als eine Plattitüde“. Es gehe um die Entscheidung, ob man historische Bausubstanz erhalten wolle oder nicht. Auch Werner Neuss (SPD) forderte „ein exemplarisches Zeichen, dass man Tradition und historische Bauten schätzt.“ „Abstoßend“ war es für Vered Zur-Panzer (SPD), mit welch „kultureller Arroganz“ die CDU das Thema abtue.
Peter Paul (B90/Grüne) fand es „unglaublich“, dass über diese Frage so lange diskutiert wird. „Das gäbe es nirgendwo anders.“ Er gab dem Bürgermeister Fotos von alten Fachwerkhäusern sowie deren Abriss 1975 am Marktplatz und in der Frankfurter Straße und meinte: „So etwas darf nie mehr passieren.“