Bad Vilbel/Karben. 227 000 Wetterauer Wahlberechtigte waren aufgerufen, am Sonntag den neuen Landrat des Wetteraukreises zu wählen, gerade mal 36,5 Prozent davon machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch. 776 Stimmen gaben den Ausschlag: Der 48-jährige Sozialdemokrat Joachim Arnold ist der neue Landrat des Wetteraukreises. In der Stichwahl setzte sich der Wölfersheimer Bürgermeister am Sonntag haarscharf gegen den Vize-Landrat und Ersten Kreisbeigeordneten Oswin Veith (46, CDU) durch.
Im Kreishaus, wo das Ergebnis um 19.12 Uhr bekannt wurde, brandete bei SPD- und Grünen-Anhängern Jubel auf. In den Gesichtern von Anhängern des konservativen Lagers konnte man die Enttäuschung über das Wahlergebnis lesen. Die Sozialdemokraten haben mit dem Landrat ihren letzten, aber auch wichtigsten Macht-Posten im Kreishaus verteidigt.
Die Wetterauer SPD-Chefin Nina Hauer umarmte den neuen Landrat: „Ich freue mich!“ Altlandrat Rolf Gnadl drückte seinem Parteifreund die Hand.
Oswin Veith zeigte sich in seiner öffentlichen Stellungnahme als fairer Verlierer. „Ich biete Ihnen meine Unterstützung an für ihre Zeit als Landrat“, sagte er zu Arnold. Am Ergebnis gebe es „nichts zu flicken“.
Noch bei der Kommunalwahl 2006 gaben die Wetterauer Wähler einer Koalition aus CDU, FWG/UWG und FDP den Vorzug. Am Sonntag nun stimmten sie mehrheitlich für einen Genossen. Gewonnen hat Arnold die Wahl im Norden des Kreises. Dort machte er nicht nur in seiner Heimatgemeinde Wölfersheim einen Durchmarsch mit 78,1 Prozent der Stimmen bei allerhöchster Wahlbeteiligung von 48,8 Prozent. 64,1 Prozent sammelte Arnold in Echzell, und in der roten Hochburg Florstadt brachte es Arnold auf sagenhafte 68,4 Prozent. Anders sah es in der Quellenstadt aus, wo 67,40 Prozent der Wähler für Veith votierten. Da schaffte es Arnold gerade mal auf 32,6 Prozent. Klarer Sieg für Veith auch in Karben, Rosbach, Altenstadt, Bad Nauheim oder Büdingen.
Überraschung in Veiths Heimatstadt Butzbach. Dort siegte Arnold deutlich. 53,9 Prozent der Wähler dort gaben lieber ihm als ihrem ehemaligen Bürgermeister die Stimme. Vor 16 Monaten war Veith nämlich vom Chefsessel im Butzbacher Rathaus nach Friedberg gewechselt. „Die Wähler schauen genau hin, wen sie wählen“, bilanzierte SPD-Kreischefin Nina Hauer das „exzellente Ergebnis“. Mit guten Leuten könne man gewinnen, fügte sie hinzu.
„Ich bin enttäuscht“, sagte der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Konrad Dörner. Schließlich habe die CDU einen „tollen Wahlkampf“ gemacht. Der ehrenamtliche Kreisbeigeordnete Helmut Münch (UWG) erklärte: „Es ist erschreckend, dass so wenige Leute zu den Urnen gegangen sind.“ Und Klaus Fischer (Die Linken) machte klar, dass die Stimmen der Linken „bei dem knappen Endergebnis das Zünglein an der Waage“ waren. Diese Ansicht – nur bezogen auf die Grünen – vertrat auch Brigitta Nell-Düvel, die gescheiterte Landratskandidatin der Grünen.
Joachim Arnold soll am 12. März im Kreistag als neuer Landrat vereidigt werden.
Die Wetterauer Koalition wird mit der Wahl Arnolds also weiterhin mit einem sozialdemokratischen Landrat auskommen müssen. Seit 1985 stellt die SPD nun den Landrat. „Das klappt schon“, ist Veith zuversichtlich. „Wir müssen als demokratische Kräfte zusammenarbeiten“, ermahnt auch der neue Landrat. (den/sam)