Zwei wunderbare Worte, ein wunderbarer Ausruf: Ich lebe! Vor kurzem las ich in der Zeitung: Ein Fensterputzer stürzte aus über 100 m Höhe von einem Hochhaus in die Tiefe. Ein Wunder: Obwohl mit vielen schweren Verletzungen versehen, lebte er noch. Was musste dieser Mann staunen als er im Krankenhaus aufwachte: „Ich lebe!“
Auch im Alltäglichen tut der Ausruf dann und wann bewusst und von innen heraus gesprochen gut. So, wenn ich von einer bösen Krankheit genesen bin oder wenn ich Schönes erlebe. Die andere Erfahrung ist uns aber auch nicht unbekannt: Ich lebe – wofür eigentlich? Laut einer Umfrage steht in Deutschland der Wert eines Arbeitsplatzes, das Geldverdienen und das Gefühl von Unabhängigkeit weit höher im Kurs als eine Familie mit Kindern zu haben. Die Idee des Weitergebens von Leben im biologischen Sinn und im Weitergeben von Liebe und Fürsorge scheint bei vielen aus dem Blick eines sinnvollen Lebens verloren gegangen zu sein. .
Ganz anders und wohltuend offen für andere hören wir da den Ausspruch Jesu: „Ich lebe und ihr sollt auch leben!“ (Johannes, Kap. 14/19). Was ist damit an christlicher Botschaft grundlegend ausgesagt? Gott ist in jeder Hinsicht auf Beziehung und auf Zukunft aus. Das zeigt sich noch einmal im Bekenntnis zum dreieinigen Gott: Gott als der Eine ist nur in der lebendigen Beziehung zum Sohn im heiligen Geist recht zu verstehen. Von dieser absoluten Beziehungsfülle sollen wir Menschen viel abbekommen. Deshalb sagt Jesus: „Und ihr sollt auch leben!“ Gottesliebe setzt Nächstenliebe frei. So betrachtet ist das eine wunderbare Ermutigung für eine lebendige Gottesbeziehung, für eine verbindliche Partnerschaft und Familiengründung als auch für ein soziales Engagement. Ich denke, mit dieser Wahlentscheidung liegt man immer richtig!
Matthias Gärtner,
Pfarrer in Dortelweil