Karben/Bad Vilbel. Sie ist zierlich, hübsch und ein wahrer Sonnenschein – es scheint, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Doch die zwölfjährige Kathrin Lepich kann auch richtig zutreten und, wenn sie will, selbst ein daumendickes Holzbrett in zwei Teile spalten. Die Schülerin aus Karben übt seit dreieinhalb Jahren zweimal die Woche den japanischen Kampfsport Karate aus, hat bereits unzählige Titel gewonnen und sich sogar für die Weltmeisterschaft in Karlsruhe qualifiziert.
Nur weil sie zu wenig Zeit für die Vorbereitungen gehabt hätten, sei Kathrin dort noch nicht angetreten, erklärt ihr Sensei (japanisch für Lehrer) Frank Schuck vom Sportverein Gronau. Dafür trainiert er mit seiner Schülerin jetzt schon intensiv für die Qualifikation zur WM 2008. „Kathrin hat viel Talent. Ich bin sicher, dass sie es bis zum Schwarzgurt schafft“, lobt Schuck. Besonders stark ist Kathrin im Bereich Kata (Scheinkampf). „Das macht mir am meisten Spaß“, sagt sie. Hoch konzentriert führt sie die präzise einstudierten Figuren vor. Doch auch beim Kumite (Kampf) hat die Schülerin schon Erfolge erreicht. „Eigentlich macht alles Spaß“, ergänzt sie. Bammel vor einem Kampf habe sie nicht mehr. Nur vor Prüfungen sei sie noch aufgeregt.
Wirklich verletzt werden soll der Gegner beim Karate allerdings nicht. Jeder Kampf ist ein Scheinkampf und hat mehr mit Körperbeherrschung, Spannkraft und Konzentration zu tun, als damit einem anderen Schmerzen zuzufügen. Einen blauen Fleck habe Kathrin nach einem Kampf allerdings doch schon mal gehabt.
Als Kathrin acht Jahre alt war, hatte ihr Vater Peter Lepich die Anzeige des SV Gronau in der Zeitung gelesen und war aufmerksam geworden: „Ich wollte, dass sie etwas lernt, womit sie sich im Notfall verteidigen kann“, sagt der Vater. Doch nicht mit einem Faustschlag, sondern mit „verbaler Sicherheit und Selbstbewusstsein“, das sei ihm wichtig gewesen.
Doch nicht nur auf der Matte im Dojo, dem Trainingsraum, ist Kathrin ein Überflieger. Die Siebtklässlerin ist auch die Beste des Realschulzweigs an ihrer Schule, Vater Peter Lepich ist mächtig stolz auf seine Tochter. Er sieht darin auch einen Zusammenhang mit dem Karatesport: „Sie ist in der Schule viel besser geworden, seit sie Karate macht“, ist er überzeugt. Die vielen Konzentrationsübungen während des Trainings und die vermittelte Disziplin hätten sich nämlich positiv auf den Schulalltag der Zwölfjährigen ausgewirkt.