Wetterau- / Main-Kinzig-Kreis. Signal auf Grün: Die großen Bauarbeiten zur Sanierung der Niddertalbahn sollten am Mittwoch um 22 Uhr starten. Innerhalb von elf Tagen will die Deutsche Bahn dann die 31 Kilometer lange Strecke zwischen Bad Vilbel und Stockheim über Niederdorfelden, Schöneck und Nidderau ins 21. Jahrhundert katapultieren. Dafür wird die gesamte Technik erneuert und die Bahnhöfe in Niederdorfelden und Altenstadt umgebaut. Deshalb wird elf Tage lang kein Zug fahren und die Fahrgäste müssen auf Ersatzbusse ausweichen.
Doch für die vielen Pendler und Freizeitnutzer des Stockheimer Lieschens lohnt es sich, die Mühen des Schienenersatzverkehrs auf sich zu nehmen. Denn wenn die Arbeiten beendet sind, können die Regionalzüge künftig mit Tempo 80 statt bisher Tempo 60 fahren.
Während der elf Tage dauernden Vollsperrung werden Bauarbeiter in diversen Trupps überall entlang der Strecke im Einsatz sein, kündigt ein Bahn-Sprecher aus Friedberg an: Der Oberbau der Schienenstrecke muss vielerorts erneuert werden, neue Signale werden aufgebaut, die neuen Stellwerke in Betrieb genommen und die Kabel entlang der Strecke neu gelegt. Technisch wird die gesamte Strecke künftig vom neuen elektronischen Stellwerk in Altenstadt überwacht. „Dessen Inbetriebnahme ist ein wichtiger Meilenstein für die Modernisierung der Niddertalbahn“, sagt der Frankfurter Bahn-Sprecher Bernd Honerkamp.
Seit Monaten schon laufen die Vorbereitungen für die heiße Woche im Herbst: Viele der 19 Bahnübergänge sind schon erneuert und auf die höheren Geschwindigkeiten vorbereitet worden. Denn fährt der Zug künftig schneller, müssen sich die Schranken früher senken. Außerdem stehen in Heldenbergen und Niederdorfelden bereits die unscheinbaren, neuen elektronischen Stellwerke, die nun noch mit dem in Altenstadt kombiniert und dann von dort aus auch gesteuert werden.
Wenn nächstes Frühjahr ein neuer Fahrplan mit Wochenendverkehr und allen Fahrten von und bis Frankfurt in Kraft tritt, wird die Bahn 50 Millionen Euro in die 101 Jahre alte Strecke investiert haben. „Das aktuelle Investitionspaket umfasst 30 Millionen Euro“, berichtet Honerkamp. Darin enthalten sind auch die Kosten für die Erneuerung von Bahnsteiganlagen. In Windecken, Gronau und Kilianstädten genießen die Fahrgäste längst den neuen Komfort. In Niederdorfelden und Altenstadt müssen die Bahnkunden noch eine letzte Durststrecke überwinden: Denn zeitgleich mit den Technik-Bauarbeiten beginnen in den beiden Bahnhöfen massive Umbauten. In beiden Stationen werden die Gleise neu verlegt. Statt von niedrigen Mittel- und Außenbahnsteigen sollen die Fahrgäste vom Frühjahr an von zwei 76 Zentimeter hohen Außenbahnsteigen bequem in die Züge einsteigen können. In Niederdorfelden werden dafür sogar die Gleise neu verlegt und rücken näher ans Bahnhofsgebäude heran. Das Neubaugebiet „Auf dem Hainspiel“ bekommt endlich einen eigenen Zugang zum Bahnhof.
Um Verständnis bittet der Friedberger Bahn-Sprecher für den Lärm, den die Bauarbeiten besonders in den Bahnhöfen verursachen. „Die Bauzeiten sind sehr knapp bemessen und wir müssen auch die Nacht durch arbeiten.“ Kompliziert werden die Arbeiten für die Fachleute zudem: „Da müssen viele Gewerke exakt ineinandergreifen.“ (den)