Bad Vilbel. Schon im Mai 2006 gründete sie sich, die Initiative Seniorenvertretung Bad Vilbel (SVBV). Doch erst jetzt präsentierte sie ihre Pläne der Öffentlichkeit. Die Gruppe entstand nach dem Vorbild der Agenda-Gruppen unter tatkräftiger Mithilfe von Ehrenbürgermeister Günther Biwer. Ironisch umschrieb der agile frühere langjährige Rathauschef den Sinn der Veranstaltung mit dem Bonmot: „Was will jeder werden und keiner sein? Alt!“
34 Vereine und Initiativen wurden vor anderthalb Jahren angeschrieben. Sie bestimmten die derzeit acht Mitglieder der SVBV. „Wir brauchen eine Lobby für ältere Menschen“, betont Hannelore Lotz von der Nachbarschaftshilfe. Es gebe zwar viele Angebote für Senioren, diese böten aber in der Regel Freizeitgestaltung, richteten sich also vor allem „an die fitten Alten“. Doch bei der Hilfe für Pflegebedürftige stelle sich die Lage anders dar.
Die Seniorenvertretung sei auch ein runder Tisch, um Lösungen zu suchen. Dabei gehe es etwa um das Thema Barrierefreiheit, um Hilfe zur Lebensführung oder auch um Altersarmut. Waldemar Kunath hebt hervor, einen ersten Erfolg habe die Gruppe schon erreicht, dass die Stadt nun eine Neuauflage des 1983 zuletzt erstellten Altenhilfeplans vorbereitet. Das Zahlenwerk über die soziale Lage der Senioren sei nötig, um zunächst einmal den Bedarf zu ermitteln. Derzeit lebten in Bad Vilbel über 8 000 Menschen im Alter von mehr als 65 Jahren. Demnächst werde der Anteil älterer Bürger in der Stadt auf 30 % steigen, sagen die Initiatoren der Seniorenvertretung. Wichtig sei es, die Stadt seniorengerecht weiterzuentwickeln mit den Stichworten: Behindertengerechtes Wohnen, Mehrgenerationen-Wohnungen, Bürgertreff, barrierefreie Zugänge und einer erreichbaren Versorgung mit Geschäften, Ärzten und Behörden. SVBV-Sprecher Günther Biwer wies darauf hin, dass die Forderung nach einem Mehrgenerationenhaus bereits Eingang ins neue Leitbild der Stadt gefunden habe. Bei den Wellness-Tagen im Kulturforum soll eine Fragebogen-Aktion Erkenntnisse übers Lebensgefühl der Senioren erbringen.
Letztlich solle aber die Seniorenvertretung kein Debattierclub sein, sondern eine Bürgerinitiative für alle Bürger, so Biwer. Ein städtischer Seniorenbeirat sei nicht das Hauptziel. „Die Stadt sind wir selbst“, betont er. Es gehe also darum, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und die städtische Bürokratie zu unterstützen.
Die Initiative solle durch Vernetzung und Bekanntmachung bestehender Angebote Ressourcen bündeln, erklärt Matthias Schnitzler, der Leiter des Altersheims am Heilsberg.
Nicht zuletzt soll die Initiative auch einen Traum verwirklichen, den nicht nur Gerda Schivelbusch hegt. Sie wünscht sich nämlich ein Haus der Generationen mit einem Bürger-Café, mit Räumen für Initiativen und Kurse, einem Garten mit Mittagstisch – also schlicht „ein Ort des Lebens“.
Vor allem aber soll die Seniorenvertretung auch erste Anlaufstelle für Sorgen und Wünsche älterer Bürger werden. (dd)
Die Seniorenvertretung ist über die Bürgeraktive erreichbar unter der Telefonnummer (0 61 01) 98 38 74. Sprechstunden gibt es jeden zweiten Montag im Monat von 10 bis 12 Uhr bei der Bürgeraktive, in der Frankfurter Straße 15.