„Na dann, Hals- und Beinbruch“. Das ist mir schon oft zum Abschied gewünscht worden, besonders früher, wenn ich Ski fuhr. Ich habe mich über diesen Wunsch immer gewundert. Hals- und Beinbruch – dann wäre ich ja tot. Lange dachte ich, es ist ironisch gemeint und damit genau das Gegenteil: Man wünscht mir gerade nicht Hals- und Beinbruch. Andere sagten mir, es käme aus der abergläubigen Vorstellung, dass böse Geister gute Wünsche ins Gegenteil verkehren. Darum wünscht man von sich aus das Gegenteil, um damit bösen Geistern ein Schnippchen zu schlagen. Auch das hat mich nicht überzeugt.
Vor kurzem bin ich auf eine viel schönere Erklärung gestoßen, die ich auch schlüssiger finde. Wie so manches in unserer Sprache ist diese Redewendung aus dem Jiddischen eingeflossen. Als diese Sprache der mittel- und osteuropäischen Juden noch häufig zu hören war, vernahm man oft den Abschiedswunsch: „hatslokhe un brokhe“ (vom Hebräischen: hazlacha u wracha). Wörtlich übersetzet heißt das: „Erfolg und Segen.“
Ich wünsche dir Erfolg und Segen“, drückte man dadurch beim Abschied aus. Die Worte wurden aber auch von denen nachgesprochen, die den Abschiedsgruß hörten, ohne die Worte wirklich zu verstehen. Und so wurde mit der Zeit aus „hatslokhe un brokhe“ – Erfolg und Segen – unser „Hals- und Beinbruch“. Der Sinn des Segenswunsches ist also erhalten geblieben, jemandem beim Abschied etwas Gutes zu wünschen, auch wenn die Worte das genaue Gegenteil bedeuten.
Einerseits finde ich es schade, dass dieser schöne Abschiedssegen so verändert und damit unverständlich wurde. Andererseits ist es ja auch schön, dass er versteckt erhalten blieb. Da wünschen wir uns oftmals, ganz ohne es zu wissen: Erfolg und Segen. Ganz bewusst ausgesprochen verwenden wir den Segenswunsch allerdings selten. Manchmal hört man es zum Geburtstag, aber als Abschiedssegen selten.
Eigentlich schade. Ein Segenswunsch drückt für mich aus, dass ich auf Hilfe angewiesen bin und mir diese von Gott wünsche. Wenn ich jemandem beim Abschied Gottes Segen wünsche, sage ich damit: „Ich wünsche dir, dass Gott dich begleitet und beschützt, dass du nicht alleine bist und ich vertraue darauf, dass Gott es gut mit dir meint.“ Wenn das kein schöner Abschiedswunsch ist.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Hals- und Beinbruch, oder besser: Erfolg und Segen.
Ihre Pfarrerin Ulrike Mey, Christuskirche Bad Vilbel