Bad Vilbel. Fast liebevoll geht der Bildhauer Clemens M. Strugalla mit dem Jurakalkstein-Brocken um, aus dem er in den Erlenbach-Auen am Massenheimer Römerbrunnen den weiblichen Wassergeist Undine herausarbeitet. „Das Verhältnis zwischen Künstler und Material ist eine Zwiesprache, die eine langsame Annäherung erfordert“, sagt er. Seine Werkzeuge sind Spitz- und Zahneisen, ein Stockhammer und Schleifsteine in verschiedenen Körnungen.
Alles an Strugallas Arbeiten ist mit der Hand gemacht. Allenfalls wenn größere Durchbrüche zu stemmen sind, greift er ausnahmsweise zu einer Maschine. Denn „der Bildhauer hat eine Verantwortung gegenüber seinem Stein und 200 Millionen Jahren, in denen er entstanden ist. Die kann man nicht einfach weg schrubben“.
Strugalla will dem Stein nicht seine Vorstellung aufdrängen, sondern auf ihn eingehen, auf Einschlüsse, Quarzknollen und Quarzgänge, die ihn durchziehen. „Sie behindern meine Arbeit nicht, sondern bestimmen sie“, sagt der Künstler. Die schützende Hand in Abwehrstellung vor Undines Gesicht wollte er erhaben herausarbeiten. Doch er muss „tiefer in den Stein gehen“, weil er gerade an dieser Stelle lockeres Gestein abtragen muss. „Nichts geht ohne den Stein“, stellt Strugalla fest.
Obwohl kleinere Versteinerungen an dem Block sichtbar sind, kann er keine Fossilien in sein Werk integrieren. Dennoch wird vielleicht eine Forelle den Sockel zieren. „Denn ich habe gehört, dass im Erlenbach wieder Forellen schwimmen und ich versehe meine Skulpturen gern mit einem Erinnerungszeichen für den Ort, an dem sie entstanden sind.“
War er am Klopfen, so hätten Jogger und Radfahrer, Kinder und Erwachsene sofort reges und kontinuierliches Interesse gezeigt. Der Bildhauer, der während seiner Arbeitswoche im Berufsförderungswerk wohnt, berichtet, dass er von Anwohnern mit Kuchen und Tomaten aus dem Garten verwöhnt werde. Er lobt die „sehr schöne Atmosphäre in der Aue. Die Veranstalter und Organisatoren seien „äußerst hilfsbereit“. Die Stadt habe ihm ein Metallgerüst zur Verfügung gestellt, von dem der Stein nicht abrutschen könne. Als es ständig regnete, hatte ein Schmied aus Massenheim Halterungen für Schirme drangeschweißt. „Feine Sache, alle sind sehr hilfsbereit. Ich bin rundum zufrieden“, versichert Strugalla.
Eigentlich wollte er sein Werk in den Ferien noch vollenden – „eine Illusion“, wie er einräumt. Der Lehrer wird auf jeden Fall noch an seiner Undine arbeiten. „Wann ist eine Skulptur überhaupt fertig?“, fragt er und gibt selbst die Antwort: „Das weiß nur der Stein.“ Zu einem lockerem Gespräch mit Bildhauer Clemens Strugalla am Samstag, 29. September, um 16 Uhr am Massenheimer Römerbrunnen hat Ortsvorsteher Jörh Schatz alle interessierten Bürger eingeladen.