So war der ökumenische Kerbgottesdienst in Dortelweil überschrieben. Ja, was ist es denn wirklich, was mein Leben wertvoll macht? Sicherlich fällt uns da einiges ein. Und wenn man diese Antworten noch einmal filtern sollte, was bleibt dann an zentralen, unaufgebbaren Werten übrig? Wie wohl hier bei Ihnen das Verhältnis von materiellen und ideellen Werten aussieht? Katja Epstein hat kürzlich in einem Interview geäußert: „Wenn wir nicht anfangen umzudenken, wird uns das System des Turbokapitalismus’, dem alles untergeordnet wird, eines Tages vernichten. Das Materielle frisst unser wahres Menschsein, zerstört alles Mitfühlen. Unsere Kinder werden von frühester Jugend auf materielles Denken trainiert. Mit Logik kommt man gegen den Zeitgeist kaum noch an.“
Wenn also die Logik, die Vernunft allein, das notwendige Umdenken nicht schafft, wer oder was soll es sonst schaffen? Hier setzt die Gleichnisrede Jesu vom Himmelreich und dem Schatz im Acker (MatthäusEvangelium Kapitel 13, Vers 44) an: „Da fand ein Mensch einen Schatz im Acker, verbarg ihn und ging hin und verkaufte alles, was er hatte und kaufte den Acker.“
Was will Jesus damit sagen? Wenn schon dieser Mensch im Gleichnis zielstrebig alles daran setzt, den materiellen Schatz zu erwerben, um wie viel mehr sollte uns das Himmelreich die Mühe eines Einsatzes wert sein. Schließlich geht es hier um Gott, um das Größte, Schönste, Wertvollste. Diesen Schatz persönlich zu erwerben, dafür lohnt der Einsatz mit Herz und Verstand. Ist das alles zu abstrakt? Dann setzen Sie doch ganz einfach für Gott Liebe ein. Ja, die Liebe ist das Größte, Schönste, Wertvollste, was Menschen erfahren können. In der Tat: Wenn es um die Liebe geht, hat alles andere hintenan zu stehen. Ich bin überzeugt davon: Wo ein Mensch die Liebe als das alles Entscheidende in seinem Leben entdeckt, ist das wie mit dem Gleichnis vom Schatz im Acker. Erwerbe ich ihn, ist das Himmelreich auf Erden gekommen. Wie dumm und töricht sind wir dann, wenn wir den Schatz weiterhin woanders suchen. Wie lange eigentlich noch wollen wir das Wertvollste in unserem Leben, die Liebe, mit allem Möglichen und Unmöglichen zuschütten und übersehen? Entrümpelung, Konzentration auf Wesentliches, auf die Liebe, auf Gott, das ist – übrigens zu allen Zeiten – das Gebot der Stunde. Ich wünsche Ihnen Augen, die diesen/Ihren Schatz neu sehen und ein kraftvolles Erobern. Keine Sorge, alles andere wird sich dann schon richten.
Matthias Gärtner,
Pfarrer in Dortelweil